Sauerstoff aus der Dose

Unser Besuch in Lhasa war sehr aufregend und abwechslungsreich. Auf Grund unserer Erkältung konnten wir zwar einige Sehenswürdigkeiten nicht besichtigen aber trotzdem durften wir einige andere Örtlichkeiten kennenlernen, die so in keinem Reiseführer stehen. Ich würde diese jetzt auch auf keinen Fall weiterempfehlen aber nichts desto trotz war es für uns eine interessante Erfahrung.

Aufgrund unserer Erkältung hatten wir sehr hohes Fieber, welches ich mit etwas stärkeren Tabletten bekämpfen wollte. Im nachhinein kann ich nur zur Vorsicht raten, da Medikamente als Nebenwirkung das Blutbild ändern können. Der wenige Sauerstoff, der in dieser Höhe vorhanden ist, kann so noch schlechter transportiert werden. Auf jeden Fall wachte ich in der Nacht, wo Deutschland bei der WM Argentinien aus dem Rennen warf, gegen 2 Uhr auf und hatte Atemprobleme. Ich bekam plötzlich Probleme Luft zu holen und mein Herzschlag überschlug sich.
Nachdem wir Hilfe beim Hotelpersonal und unserem Reiseführer geholt hatten, wurden meine Arme taub und ich war kurz davor das Bewußtsein zu verlieren.
Jetzt bemühten sich die Leute vom Hotel nach Sauerstoff, welchen Sie auch irgendwo besorgen konnten. Sie kamen mit fünf überdimensionalen Sprühdosen an, die mit Hilfe eines Aufsatzes reinen Sauerstoff versprühen. In diesem Moment echt komisch, wenn das weitere Wohlbefinden an solch einem Spray hängt. Aus Mangel an Alternativen sprühte ich was das Zeug hielt und hoffte auf ein Krankenhaus.
Das ewig kein Krankenwagen kam und sich die ganze Aktion im Hotel ewig verzögerte, begriff ich dann einige Minuten später. Die Leute vom Hotel trugen mich dann mehr oder weniger die Treppen herunter und verfrachteten mich in ein Taxi. Ich hang natürlich an meinen Spraydosen, die langsam zur Neige gingen. Aber anscheinend halfen die Dosen, da ich wieder meine Hände und Füße spürte und bei vollem Bewußtsein war. Nun war ich auf der Fahrt ins Krankenhaus auch in der Lage die Situation in der Altstadt Lhasas bei Nacht zu erfassen.
Ich kam mir plötzlich vor wie im Krieg. Alle 50 Meter standen 50 bis 60 vollbewaffnete Soldaten mit dem Gewehr im Anschlag. Panzerfahrzeuge und Absperrungen an jeder Ecke ließen mich immer mehr meine eigentlichen Probleme vergessen. Mir machte jetzt das Militär und die ansonsten menschenleeren Strassen plötzlich mehr Sorge.
Als wir dann das Krankenhaus erreichten, hatten wir jetzt die Möglichkeit einen Einblick in das tibetische/chinesische Gesundheitssystem zu bekommen. Beim Betreten des Krankenhauses vermissten wir den typischen Krankenhausgeruch. Vom Geruch her erinnerte es eher an ein stilles Örtchen im Bahnhof. Dazu kam, dass es diese Nacht eine Messerstecherei gegeben hatte und eingige mehr oder weniger blutende Patienten einen sehr eigenartigen Eindruck hinterließen.
Trotzdem ging alles Recht schnell und ich war bei einem Arzt im Zimmer. Ich bin mir sicher, dass durch die verschiedenen Instanzen des Übersetzens einiges an Information verloren ging aber nachdem er dann doch Herz und Lunge untersuchte waren wir auf dem richtigen Weg. Mittlerweile hatte sich die Situation mit dem Atmen auch wieder ganz gut eingepegelt, nur das Herz raste noch.
Übrigens waren mit mir noch 3 oder 4 andere Patienten im Arztzimmer und jeder drängte um den Arzt und wollte untersucht werden.

Nach dieser Aktion setzte ich dann ganz spontan die Tabletten wieder ab. Zwei Tage später und nach einigen Besuchen in dem Krankhaus wurde dann auch endlich erkannt, dass es sich bei uneren Problemen um eine Erkältung handelte, die dann mit Antibotika ziemlich gut abklang. Ich muss hier auch erzählen, dass wir bei einen der weiteren Besuche auch in ein neues Krankenhaus kamen, das einen etwas besseren Eindruck machte.

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