Drei Länder in 48 Stunden

Am 11. März ging unser Flug von Hanoi nach Bangkok. Sicher hätten wir mit irgendwelchen billigen Asia Airlines und zweimal umsteigen bestimmt direkt bis Langkawi fliegen können, aber Andreas lies sich nur auf einen Flug mit Qatar Airlines bis Bangkok ein. Als wir in das Flugzeug einstiegen, hatten wir uns direkt in die Fluggesellschaft verliebt. Das Flugzeug war nagelneu und und selbst in der Touristenklasse hatte Andreas noch mindesten zehn Zentimeter zwischen seinen Knien und dem Vordersitz. Es war also richtig viel Platz und der Flug war ziemlich angenehm – was ein Glück war, weil wir uns beim Frühstück irgendwie den Magen verdorben hatten.
Nach 90 Minuten landeten wir in Bangkok und fuhren in unser Hotel in der Nähe des Hauptbahnhofs. Am nächsten Tag bummelten wir noch ein Stündchen durch das MTK, ein großes bekanntes Einkaufszentrum, bevor wir gegen Nachmittag in den Zug Richtung Malaysia stiegen. Dummerweise hatten wir nur noch die oberen Betten im Zug bekommen, aber trotzdem wurde die Zugfahrt weitaus angenehmer und bequemer als die Fahrten mit den Schlafbussen, auch wenn sie mit etwas Verspätung zwanzig Stunden dauerte. Am nächsten Vormittag kamen wir an der Grenze zu Malaysia an. Eine Station später stiegen wir auch schon aus dem Zug aus und fuhren mit einem Taxi zur Fähre nach Langkawi und dann mit einem Taxi zu unserem Hotel. Mit dem Hotel waren wir nicht ganz zufrieden, da wir etwas weit weg vom Schuss waren. Also sahen wir uns vor Ort noch etwas um und fanden ein schönes Zimmer direkt am Strand. Hier können wir es uns die nächsten Tage gut gehen lassen.

Zu Besuch bei Onkel Ho

Nachdem wir die letzten Tage eher in der Umgebung von Hanoi unterwegs waren, nahmen wir uns jetzt endlich Zeit für die Hauptstadt Vietnams. Unser Hotel lag im Herzen des Old Quarters, welches mit seinen vielen Restaurants, Bars und kleinen Läden zum Bummeln einlädt. Man muss hier nur ständig mit dem Verkehr kämpfen und es ist nicht immer einfach, eine Strasse zu überqueren. Den Nachtmarkt, der immer am Wochenende geöffnet ist, fanden wir recht enttäuschend, der konnte bei weitem nicht mit dem in Chiang Mai oder Luang Prabang mithalten. Eine nette Abwechslung dagegen war der Besuch im Water Puppet Theatre, wo wir uns ca. 45 Minuten eine Vorstellung angesehen haben; ist aber kein ‚Muss‘, das schauen sich nur Touristen an. An Sehenswürdigkeiten standen neben dem Ngoc Son Tempel und dem Hoan Kiem Lake auch der Tempel der Literatur und die Tran Quoc Pagode auf unserer Liste. Am besten gefiel uns jedoch der Besuch bei Onkel Ho. Nach wie vor verehren die Vietnamesen Ho Chi Minh und das Mausoleum ist die wichtigste Pilgerstätte. Eine knappe Stunde standen wir brav in Zweierreihe an bevor wir endlich das dunkle und kalte Gebäude betreten durften. Da lag Onkel Ho in einem Glaskasten und – abgesehen davon, dass er schon seit 1969 tot ist – sah er noch ganz gut aus. Wir fanden das überraschenderweise (weil eine Stunde warten für zwei Minuten gucken) ziemlich interessant und waren froh, uns angestellt zu haben.
Onkel Ho’s ursprünglichem Wunsch, verbrannt zu werden und die Asche in Nord-, Zentral- und Südvietnam zu verstreuen, konnte damals auf Grund der Teilung Vietnams nicht nach gekommen werden. Heute würde die Möglichkeit bestehen, aber das ist wahrscheinlich mittlerweile undenkbar.
Gleich in der Nähe sahen wir uns noch die One Pilar Pagode an, bevor wir im Museum of Ethnology eine Menge über die verschieden Volksstämme in Vietnam erfuhren.
Weil Andrea immer alles probieren mag, setzten wir uns abends noch in eine der Strassenkneipen und tranken ein Bia Hoi, das für Vietnam typische frischgebraute Bier. Wir waren uns einig, dass eins reicht, auch wenn’s unschlagbar billig ist 🙂
Nach Hanoi hieß es nun auch Abschied nehmen von Vietnam. Wir waren mit unserer Entscheidung sehr zufrieden, das Land doch noch angesehen zu haben. Jetzt freuen wir uns auf ein paar schöne Tage am Strand von Langkawi in Malaysia.

Tam Coc – Die trockene Halong Bay

Da wir noch vier Tage bis zu unserem Flug von Hanoi nach Bangkok hatten, überlegten wir was wir in Hanoi und Umgebung noch machen wollten. Sapa im Norden wäre bestimmt einen Besuch wert, aber dazu muss man sich mindestens vier Tage Zeit nehmen, also fiel das aus. Etwas südlich von Hanoi befindet sich Tam Coc in der Ninh Binh Provinz. Die Gegend wird auch trockene Halong Bay genannt, da die Landschaft auch von vielen Felsen geprägt ist, nur eben ohne Wasser bzw. Meer. Also fuhren wir dorthin und besuchten auf dem Weg Hoa Lu, die einstige Hauptstadt mit den Tempeln des ersten und zweiten Königs. Die Tempelanlagen selbst sind recht übersichtlich und anscheinend sehr beliebt bei Touristen. Die Landschaft zeigte jedoch schon die ersten Felsen und wir freuten uns, weiter Richtung Tam Coc zu fahren. Nachdem wir uns an einem Buffet gut gestärkt hatten, ging es in einem kleinen Boot einen Fluss entlang. Die Landschaft ist hier tatsächlich fast so beeindruckend wie in der Halong Bay, allerdings auch fast ebenso touristisch. Nur nach der Bootsfahrt entkamen wir den Massen mit einer schönen Fahrradtour durch die umliegenden Reisfelder. Das war wirklich idyllisch und es wäre bestimmt wert, das Gebiet an ein oder zwei Tagen mit dem Fahrrad fernab der üblichen Wege zu erkunden. Für uns ging es jedoch abends wieder zurück in die Hauptstadt.

Halong Bay oder „Wo zum Teufel ist Mr. William?“

Nach einer weiteren Nacht im Bus erreichten wir morgens pünktlich zur Rush Hour Hanoi. Was hier auf den Strassen los ist kann man kaum glauben. Wir bezogen unser Hotel im Old Quarter und versuchten, uns mit einem Spaziergang etwas zu orientieren. Für den nächsten Tag beschlossen wir, in Richtung Halong Bay aufzubrechen und Hanoi erst später anzuschauen. Da das am einfachsten organisiert geht, buchten wir eine drei Tagestour in die Halong Bay und nach Cat Ba Island.
Am nächsten Morgen ging es daher mit dem Bus nach Halong Bay City. Bei einem kleinen Zwischenstopp fiel uns ein älterer Amerikaner aus unserer Gruppe auf, der etwas Schwierigkeiten hatte unseren Bus wieder zu finden. Das war aber auch keine Wunder, da hier alle Busse gleich aussahen und auch wir genauer hinschauen mussten.Unser Guide Huan erklärte wirklich viel und gut und am Hafen angekommen sollten wir nur aus dem Bus aussteigen und zehn Meter in die Empfangshalle gehen und auf ihn mit den Tickets warten. Gesagt getan, Huan kam mit den Tickets zu uns und verteilte diese. Ein Ticket blieb jedoch über und der ältere Amerikaner kam wieder ins Spiel. Was war nur mit Mr. William (so der Name des Herrn) passiert? Anfangs dachte jeder, er hätte einen Abstecher zur Toilette gemacht. Nach einer Stunde war uns klar, dass Mr. William verschwunden war und wahrscheinlich auf einem anderen Boot gelandet ist. Das Problem war jedoch, dass er bei uns auf der Liste stand und die Polizei hier keinen Spaß versteht. Während der Rest der Tourgruppe immer ungeduldiger wurde (waren halt mehr Europäer als Asiaten), musste sich Huan mit der Polizei und seinem Chef und einer möglichen Kündigung herumschlagen. Mit Verspätung ging es erst mal auf unser Boot und die Nerven wurden mit Mittagessen beruhigt. Irgendwann gab dann die Polizei doch noch grünes Licht und es konnte losgehen. Es war auch besser für Mr. William, nicht mehr auf diesem Boot aufzutauchen – er wäre vielleicht über Bord gegangen! Für Huan gab es von uns natürlich noch ein Empfehlungsschreiben für seinen Chef, dass er kein Verschulden am Verschwinden des Herrn hatte, die Sache sehr gut gehandhabt hat und er ein hervorragender Guide ist.
Der Rest des Tages verlief ohne weiteren Zwischenfall und wir besichtigten mit tausenden anderen Touristen die Halong Bay. Trotz der Menschenmassen ist es hier wirklich sehr schön und das Wetter spielte ab Nachmittag auch mit. Auf Ti Top Island kletterten wir auf den Aussichtspunkt für einen wunderschönen Ausblick. Dann ging es weiter in die Amazing Cave, einer riesigen Höhle, bevor wir mit dem Kajak in den Sonnenuntergang paddelten. Nach dem Abendessen auf dem Boot spielten wir bis Mitternacht Karten, angelten Tintenfische (ohne Erfolg) und tranken Cocktails und Bier. Die Nacht verbrachten wir in unserer winzigen aber gemütlichen Kabine auf dem Boot.
Tags darauf stoppten wir nach dem Frühstück an einer Perlenfarm (unspektakulär) und wechselten das Boot, das uns zu Cat Ba Island bringen sollte. Plötzlich waren kaum noch Schiffe mit Touristen zu sehen und als auch noch die Sonne heraus kam, verbrachten wir einen fantastischen Tag. Als Zwischenstopp hielten wir auf Monkey Island, wo uns gleich ein paar Affen am Strand begrüßten. Wir kletterten wieder ein paar Felsen hoch für einen schönen Ausblick auf die Bay und den idyllischen Strand der Insel. Zurück im Boot schipperten wir weiter zum Nationalpark auf Cat Ba. Unterwegs kamen wir an vielen Austernfarmen und schwimmenden Häusern vorbei.
Im Nationalpark radelten wir vom Hafen bis zu einem kleinen Dorf, in dem ein Teil der Gruppe übernachtete. Die Landschaft ist wirklich toll. Wir hätten gerne noch mehr davon gesehen, aber für uns ging es nach anderthalb Stunden mit dem Boot weiter nach Cat Ba Town, wo wir unsere Unterkunft hatten.
Am letzten Tag fuhren wir gut zwei Stunden durch die Bay zurück nach Halong City, wo der Bus wartete und uns nach Hanoi zurück brachte.
Die Halong Bay ist trotz der vielen Touristen einen Besuch wert. Wir würden auf jeden Fall die längere Tour empfehlen (nicht nur eine Nacht) und auch den Abstecher auf Cat Ba Island – vielleicht sogar einen Tag länger im Nationalpark.

Deine Bank für alle Fälle

Ordentlich und pflichtbewusst wie man nun mal so ist, haben wir uns vor der Reise natürlich erkundigt, wie das wohl mit der Benutzung der Visa Card im Ausland funktioniert. Unsere Recherchen ergaben, dass des öfteren Visa Cards aus Sicherheitsgründen einfach gesperrt werden, wenn über einen längeren Zeitraum Geld aus dem Ausland abgehoben wird. Klingt vernünftig wenn man bedenkt, dass die Karte gestohlen sein könnte (obwohl im Falle eines Diebstahls das Konto wahrscheinlich längst leer geräumt wäre). Aus diesem Grund sollte man der Bank vor der Reise Bescheid geben, wo und wie lange man unterwegs ist, damit die Karte nicht gesperrt wird. Also klopften wir bei unserer Bank an die Tür und teilten einer Mitarbeiterin mit, was wir vor haben und wie lang wir wo unterwegs sind. Die Mitarbeiterin schaute uns zwar an, als kämen wir vom Mond, und erklärte, dass das alles problemlos funktionieren würde, sie es aber trotzdem vermerkt.
Jeder kann sich denken, was uns nun in Vietnam passierte – kein ATM und kein Online Booking funktionierte mehr.
Nun gut, wozu gibt es 0180er Rufnummern, die man aus dem Ausland ganz „preiswert“ anrufen kann. Tatsächlich meldete sich nach zig automatischen Schleifen auch eine Mitarbeiterin, die das Problem für uns lösen wollte. Nach einigem hin und her wurden wir weitergeleitet. In der Sicherheitsabteilung kamen wir der Sache näher! Die Bank hatte nämlich festgestellt (nach nur zweieinhalb Monaten!?), dass öfters Geld aus Asien abgehoben wurde und hatte die Karte sicherheitshalber gesperrt. Sie hätten uns natürlich versucht telefonisch zu erreichen – ohne Erfolg! Wir erklärten, dass wir für drei Monate in Asien unterwegs sind und erwähnten beiläufig, diese Information vorab auch schon vermerkt zu haben. Langsam verschwand der besserwisserische Klang aus der Stimme der Mitarbeiterin und eine gewisse Freundlichkeit machte sich breit. Glücklicherweise funktionierte die Karte am nächsten Tag wieder und wir haben wieder Bargeld in den Taschen.

Hue – Die alte Hauptstadt

Bis 1945 war Hue die Hauptstadt Vietnams und die Zitadelle im Herzen der Stadt mit der Verbotenen Stadt (nach dem Vorbild von Peking) wurde zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Am frühen Nachmittag bezogen wir unser Hotel mit einer fantastischen Aussicht über die Stadt. Im Touristenviertel mit seinen vielen Restaurants ließen wir es uns für den Rest des Tages gut gehen und verschoben das Sightseeing auf morgen.
Am nächsten Tag besichtigten wir die Zitadelle und es lohnt schon mal, etwas in die kaiserliche Geschichte ein zu tauchen. Durch die Größe der Anlage verteilen sich die Touristen ganz gut und man kann recht gemütlich über das Gelände spazieren. Auf dem Rückweg wollten wir noch eine Pagode besichtigen, aber die war mit dem Lonely Planet Stadtplan beim besten Willen nicht zu finden. Dafür sahen wir aber einen quirligen Stadtteil von Hue ohne Touristen, das war auch interessant.
Ein paar Kilometer von Hue entfernt gibt es einige Grabmäler zu besichtigten. Da wir aber noch ein bisschen im Relaxmodus waren, ließen wir sie ausfallen. Trotzdem glauben wir, dass ein Besuch dort interessant wäre. Wir fanden stattdessen das „Little Italy“, wo Andrea das weltbeste Mousse au Chocolat bestellte.
Tags darauf hatten wir so richtiges Regenwetter und beschlossen, dass das Hue Sightseeing damit beendet ist. Gegen Abend stand unsere nächste größere Busfahrt nach Hanoi an und wir sicherten uns noch Platzkarten für den Nachtbus. Gespannt, was diesmal am Bus kaputt gehen wird, starteten wir gegen halb sechs mit einer Stunde Verspätung Richtung Hanoi (diese Busgesellschaft wäre echt ein eigener Blog-Eintrag wert).

Hoi An

Mit einigen Stunden Verspätung (unser Nachtbus hatte eine Panne) erreichten wir am Vormittag Hoi An und waren wirklich gespannt auf die Stadt. Von vielen Seiten hatten wir gehört, wie toll es hier ist und man auch gerne mal eine Woche bleiben kann. Nachdem wir unser Zimmer bezogen und ein bisschen Schlaf nachgeholt hatten, gingen wir Richtung Altstadt. Die wunderschönen alten Gebäude und die schmalen Straßen waren mit Lampions geschmückt. Wir fanden auch gleich eine super gemütliche Kneipe, die zu unserem Stammlokal wurde.
So hübsch die Stadt ist, so richtig warm wurde Andreas mit ihr nicht. Vielleicht waren wir durch die Tour mit den Easy Ridern etwas verwöhnt, da uns in den Tagen niemand etwas verkaufen wollte, aber Hoi An ist schon ein bisschen touristische Abzocke. Das Essen ist deutlich teurer als im übrigen Vietnam und nicht bei jeder Sehenswürdigkeit fanden wir den Eintritt gerechtfertigt. Das beste war ein Fischer, den wir bei einer Bootsfahrt gesehen haben; der warf zweimal sein Netz aus, kam dann ans Boot und wollte Geld – das hatten wir noch nicht erlebt. Besonders Andreas war ein bisschen enttäuscht. Andrea konnte sich trotzdem an den schönen alten Gebäuden und den Lampions freuen. Wenn die nicht so unhandlich wären, hätte sie bestimmt einen Koffer voll mitgenommen. Die Altstadt ist schon einen Besuch wert!
Da man in Hoi An günstig alles mögliche maß-schneidern lassen kann, haben wir eine Kopie von Andrea’s Lieblingshose in Auftrag gegeben. Es gibt hier mittlerweile so viele Schneider, dass es schwierig ist, die Spreu vom Weizen zu trennen. Wir gingen zu einem Schneider mit guten Bewertungen bei Tripadvisor, aber Andrea’s Hose haben sie erst nach Beanstandung mit einer zweiten Naht versehen; ansonsten sieht sie auf den ersten Blick aber ganz gut aus. Wie die Qualität wirklich ist wird sich mit der Zeit zeigen.
Was uns in Hoi An noch auffiel war der Altersdurchschnitt der Touristen. Es waren auffallend viele Rentner hier (was jetzt weder gut noch schlecht ist, lediglich eine Feststellung!). Den Grund dafür wissen wir allerdings nicht.
Am nächsten Tag machten wir noch eine Tagestour auf Cham Island und faulenzten dort etwas am Strand bevor wir den Tag darauf nach Hue aufbrachen.

Goodbye Easy Riders

Mit schönstem Wetter starteten wir in unseren vierten und letzten Tag mit den Easy Ridern. Heute ging es Richtung Küste nach Nah Trang, wo wir am Abend den Nachtbus nach Hoi An erwischen wollten. An einem kleinen Steinbruch machten wir den ersten Halt und sahen zu, wie die Arbeiter mit Hammer und Meißel kleine Granitblöcke aus dem Felsen herausbrachen. Die Leute wussten genau, wo sie anzusetzen hatten um den Stein in die richtige Form und Größe zu bringen. Wir hätten zu gerne ein paar (ca. Stück brauchen wir) für unseren Garten mitgenommen, weil ein Block hier gerade mal 6000 Dong kostet ( Euro).
Später kamen wir an Wassermelonen- und Tabakplantagen vorbei und sahen uns das aus der Nähe an. Zwischendurch streikte auch mal Thanh’s Maschine und es war nicht der leere Tank (wie tags zuvor bei Andreas‘ Fahrer); es wurden Zündkerzen gewechselt, das half nix, aber mit ein bisschen Anschieben lief sie wieder.
In Vietnam sieht man häufig kleine Friedhöfe in der Landschaft. Diese sind meist farbenfroh gestaltet und an einem erklärte unser Fahrer, wie die Beerdigungszeremonien ablaufen und welche Bedeutung die verschiedenen Steine, Symbole und Opfergaben haben.
Nur wenige Kilometer weiter stoppten wir an einer der vielen Pfefferplantagen bevor wir ein H’Ko Dorf besuchten. Wieder durften wir eine Familie in ihrem Haus besuchen und etwas Reiskuchen probieren. Da gerade Vollmondfest war, trugen vor allem die Frauen bunte und prächtige Kleidung. Die Männer vergnügten sich bei einem beliebten Spiel, das wie eine Mischung aus Kreisel und Boccia aussah.
Nach dem Mittagessen machten wir Halt an einer Zuckerrohrplantage. Hier gab es zum Nachtisch das süße Zuckerrohr, frisch vom Feld.
Nach fast vier Tagen kehrten wir jetzt wieder auf eine Hauptstraße zurück und erreichten am Nachmittag Nah Trang. Wir konnten unsere Rucksäcke in einem Hotel unterstellen, das einem Freund von Thanh gehörte. Dann noch kurz zum Abendessen und weiter ging’s in den Nachbus nach Hoi An.
Unsere Tour endete nach vier wunderschönen Tagen, in denen wir sehr viel gesehen und gelernt haben. Weit weg von den touristischen Pfaden sahen wir Dinge, die man bei den üblichen Touren nicht mitbekommt. Unsere Fahrer konnten uns „ihr Vietnam“ zeigen und wir können allen nur empfehlen, eine solche Tour zu machen. Die Tour war preislich gesehen kein Schnäppchen und wir haben auch lange überlegt und hin- und her gerechnet, aber uns war es in Rückblick jeden Cent wert.

Mitten in Vietnam

Am Morgen ging unser erster Blick Richtung Himmel und wir hofften auf besseres Wetter. Bevor es los ging, gab es aber zum Frühstück noch eine typische Nudelsuppe mit Hühnchen – sehr lecker! In der Zeit kam auch die Sonne endlich durch die Wolken.
Als erstes hielten wir heute an einer Gummibaumplantage. Ein kleiner Schnitt mit dem Messer und das weiße Rohmaterial für den Gummi lief den Baum herunter. Unser Fahrer erzählte wieder ein bisschen etwas zur Verarbeitung und dass es für den Farmer ein ganz gutes Geschäft ist.
Danach sahen wir bei einer Familie im Hof, wie die Kaffeebohnen von ihrer Schale getrennt wurden und anschließend fuhren wir weiter zu einem kleinen Nationalpark. Nach einem Spaziergang zu wirklich schönen Wasserfällen wären wir am liebsten in das blau schimmernde Wasser gesprungen. Später konnten wir an einem Fluss die Fischer beobachten, die hier ihrer Arbeit nachgingen. Die Landschaft wurde mittlerweile wieder etwas flacher und wir fuhren an riesigen Reisfeldern vorbei. Andreas war ganz glücklich, weil er auf das gewartet hatte, seit wir in Vietnam angekommen waren! Wir hielten an, um uns die Reispflanze mal etwas genauer anzusehen und Thanh erklärte uns, wie der Reis angebaut wird und erzählte uns die Geschichte, warum Reisanbau so schwere Arbeit ist (in kurz, weil die Frau das Haus nicht geputzt hatte und so den Reisgott verärgert hat – naja…). Vietnam gehört mit zu den größten Reislieferanten der Welt und viele Bauern haben keine Maschine zu Ernte und müssen alles per Hand machen.
Bei einem Bekannten unseres Fahrers machten wir eine kleine Rast und es gab leckeren Tee. Neben einer Kaffeeplantage besaß unser Gastgeber auch eine Kakaoplantage, wo wir natürlich in die Herstellung der Kakaobohnen eingeführt wurden.
Auf dem weiteren Weg kamen wir an ganz kleinen flachen Seen vorbei (See ist eigentlich schon übertrieben). Hier sammelten Kinder und Jugendliche Fische, Muscheln und Schnecken – eine sehr schlammige Angelegenheit. Mit einer kleinen Fähre setzten wir über einen Fluss bevor wir zu einem M’Nong Dorf kamen. Es wurde gerade eine Hochzeit für den nächsten Tag vorbereitet und wir durften miterleben, wie ein Schwein für das Fest geschlachtet wurde. Später besuchten wir die wohl berühmteste Frau in diesem Dorf. Sie ist 105 Jahre alt und ihr verstorbener Mann war einer der besten Jäger und ging sogar mit dem König auf Jagd. Am Abend erreichten wir dann unser Hotel am Lak Lake und da es unser letzter gemeinsamer Abend mit den Easy Ridern war, gab es ordentlich „Happy Water“ (Reisschnaps) zu trinken.
Der dritte Tag mit den Easy Ridern war das Highlight unserer Tour. Die Landschaft war unglaublich und wir hatten das Gefühl, Vietnam fernab vom Tourismus kennen zulernen. Das Wetter spielte mit und wir kamen viel in Kontakt mit Einheimischen.
Jetzt lag noch ein Tag auf dem Motorrad vor uns…

Und dann kam der Regen

Der zweite Tag mit den Easy Ridern startete sehr sonnig (der Tag zuvor war etwas wolkig) und zum Frühstück gab es typische Reispapier-Rollen (ähnlich Frühlingsrollen) mit Gemüse und Schinken zu essen.
Danach ging es zu einer Teeplantage, um das auf dem Feld zu sehen, was wir tags zuvor in der Fabrik gesehen hatten. Beim nächsten Stopp folgten wir einem kleinen Pfad in den Dschungel. Wir konnten uns überzeugen, dass der ziemlich dicht sein kann und voll verschiedenster Pflanzen und großer Bäume. Ein Stück weiter zeigte uns Thanh wieder eine Frucht, die wir (zumindest so) nicht kannten. Es handelte sich um die Cashewnuss und wir bekamen eine kurze Einführung, wie die weitere Herstellung abläuft.
Später fuhren wir an einem Staudamm vorbei und Thanh ereiferte sich, uns die Nachteile der vietnamesischen Energiepolitik nahe zu bringen. Momentan wird in Vietnam auf Wasserkraft gesetzt. Dabei wird dem Dschungel sehr viel Lebensraum genommen, Flusslandschaften trocknen aus und in der Regenzeit wird so kurzfristig überflutet, dass sich nicht alle Menschen rechtzeitig in Sicherheit bringen können.
An einer nächsten Plantage konnten wir uns von dem leckeren Geschmack der Passions Frucht überzeugen, bevor es zu Mittag wieder ein landestypisches Essen gab: Hot Pot mit einem besonderen Fisch. Es wird ein Topf mit Suppe auf einen Gasbrenner in die Mitte des Tisches gestellt und dann werden frische Zutaten (auch der Fisch) zubereitet. Es war richtig lecker!
Auf dem Weg zu einem Dorf der H’Mong konnten wir sehen, wie ein Schlangenjäger gerade eine Cobra gefangen hatte. Wir waren ganz froh, dass sie nicht uns über den Weg gelaufen ist. Die Minderheit der H’Mong kommt ursprünglich aus dem Norden Vietnams und hat sich hier im zentralen Hochland niedergelassen. Wir besuchten eine Familie in ihrem einfachen Haus. Die H’Mong führen hier ein sehr einfaches Leben und ernähren sich von dem, was sie selbst anbauen. Auf der Fahrt konnten wir immer wieder die atemberaubende Landschaft genießen. Langsam wurde es jedoch richtig stürmisch und das Motorradfahren wurde etwas unangenehmer. Seit 66 Tagen hatten wir keinen Regen und immer sehr schönes Wetter. Es kam wie es kommen musste und die Wolken zogen immer mehr zu. Bevor es richtig anfing zu regnen, konnten wir noch schnell in Regenkleidung schlüpfen. Unser Gepäck war sowieso schon wasserdicht eingepackt und dann ging es richtig los. Das letzte Stück auf dem ehemaligen Ho Chi Minh Pfad bis zu unserem Hotel war dann richtig verregnet. Der Ho Chi Minh Pfad, der im Vietnamkrieg als Transportweg diente, wurde später zu größeren Strassen ausgebaut und ist auch heute noch eine wichtige Verkehrsader durch das Hochland. Wir schossen nur ganz kurz ein Foto der Gedenktafel, die an der Stelle steht, wo sich damals die Nord- und Südtruppen getroffen hatten. Dann kamen wir endlich im Hotel an und waren froh, in trockene Sachen zu schlüpfen. Thanh gab uns noch eine kurze Geschichtsstunde zu den drei Ho Chi Minh Pfaden und führte uns danach zu den Reiswein-Kuriositäten des Hotelbesitzers. Wir hatten ja schon eingelegte Kräuter, Geckos und Schlangen gesehen, aber hier standen auch Flaschen mit Bienen, Vögeln und sogar Primaten (zumindest Teile davon).
Beim Abendessen verfolgten wir gebannt im Fernsehen den Wetterbericht. Dieser versprach für die kommenden Tage besseres Wetter (und er sollte Recht behalten).