Und es hat Bumm gemacht

Ich weiß nicht, ob wir es schon erwähnt haben, aber der Verkehr ist in Asien einfach das reinste Chaos. Es gibt keine Regeln und alles fährt irgendwie kreuz und quer durcheinander. Man wundert sich nur ständig, dass nicht alle 60 Sekunden etwas passiert. Letztendlich passiert auf Asiens Strassen auch genug und wir glauben, dass jeder, der etwas länger in Asien unterwegs ist auch mal einen kleinen Zwischenfall im Strassenverkehr hat.
Wir waren gerade auf dem Rückweg von Angkor Wat nach Siem Reap. Unser Tuk Tuk war ziemlich neu und sah toll aus. In Kambodscha sind Tuk Tuks etwas anders als in Laos oder in Thailand. Hier sind es kleine Motorräder mit 125 ccm, die auf dem Hintersitz eine kleine Stahlkonstruktion haben, an der eine Anhängevorrichtung befestigt ist. Daran hängt dann der Wagen für die Passagiere. Mehr als 30 oder 35 km/h erreicht man gar nicht und das Moped ist mit dem Anhänger am Limit. Als wir kurz vor der Innenstadt mal wieder kreuz und quer über eine Kreuzung fuhren, „schoss“ (mit den gesagten 30) ein anderes Tuk Tuk hinter einem Bus heraus – wie immer ohne zu schauen, ob was kommt. Wir sahen gleich, dass das nicht funktioniert und unser Fahrer schätzungsweise auch. Er versuchte noch zu bremsen, rutschte mit dem Vorderrad zur Seite weg und in das andere Tuk Tuk rein. Dabei fiel unseren Anhänger mit um und wir landeten quer auf der Mitte der Kreuzung. Andreas hüpfte direkt auf seine Füsse und stand da als ob er gerade ausgestiegen war. Andrea rutschte etwas von der Bank, konnte sich aber auch abfangen. Der Fahrer lag mit dem Bein unter seinem Moped, stand aber schnell auf und hatte nur einen ordentlichen Schreck. Uns Dreien war absolut nichts passiert! Wir richteten den Anhänger und das Motorrad auf, sammelten unseren Rucksack ein und schauten um uns. Dem anderen Tuk Tuk ist nichts weiter passiert und es ist einfach weiter gefahren ohne anzuhalten. In Europa nennt sich so etwas Fahrerflucht, hier nennt sich das Pech gehabt und Tschüss. Das scheint ganz normal so, weil unser Fahrer rechnete nicht damit, dass es anhalten würde. Es interessierte auch sonst niemanden, dass da jemand auf der Kreuzung lag und der Verkehr fuhr einfach rechts und links an uns vorbei, teilweise wurden wir noch fleißig an gehupt. Wir schafften das Tuk Tuk an den Strassenrand und sahen, dass die Aufhängung für den Anhänger ziemlich verbogen war und das Motorrad selbst ein paar Schrammen und lose Teile hatte. Jetzt kamen ein paar andere Fahrer und fragten, was passiert sei. Der Fahrer war irgendwie immer noch ein bisschen durch den Wind. Wir versuchten ihn zu beruhigen und sagten, dass er sich erst mal um sich und dann um sein Tuk Tuk kümmern soll. Nach ein paar Minuten war’s schon besser, wir gaben ihm ein gutes Trinkgeld und fuhren mit einem seiner Kollegen weiter Richtung Innenstadt. Abends trafen wir ihn an seinem Stammplatz um die Ecke unseres Guesthouses; da war er schon wieder gut gelaunt und das Tuk Tuk auch schon wieder repariert. Also alles gut gegangen!
P.S.: Liebe Eltern, Ihr braucht Euch keine Sorgen machen, wir passen weiterhin auf und in Vietnam gibt’s keine Tuk Tuks. 😉

Angkor Wat

Wenn man in Kambodscha ist, kommt man an Angkor Wat nicht vorbei – aus gutem Grund gehört es zum Weltkulturerbe. Von Phnom Penh fuhren wir daher mit einem Bus sieben Stunden bis Siem Reap. (Die Busgeschichte ersparen wir Euch diesmal.) Nachdem wir ein ganz nettes Hotel gefunden hatten, gingen wir abends zum Old Market, dem Zentrum der Stadt – für Andreas wieder mal ein Markt, auf dem man jede Menge Nützliches und noch viel mehr Unnützes erstehen kann. Direkt neben dem Old Market befindet sich die Pub Street, in der ein Restaurant auf das nächste folgt. Die Restaurants sind zwar etwas teurer, aber das Essen war wirklich sehr lecker.
Die kommenden beiden Tagen waren wir also im Angkor Gebiet unterwegs. Am ersten Tag machten wir die kleine Runde und besichtigten die Tempel im inneren Bereich. Wir starteten am bekannten Angkor Wat zum Sonnenaufgang. Uns wurde aber sofort klar, dass hier so viele Touristen unterwegs sind, dass einem der Spaß manchmal vergehen wird. Hunderte Menschen warteten gegen 5:45 Uhr schon als wir ankamen. So machten wir uns schon bald auf den Weg, den Tempel von innen zu besichtigen, bevor alle losrennen. In den nächsten Stunden besichtigten wir einen Tempel nach dem anderen und es ist wirklich beeindruckend, was hier früher alles gestanden haben muss. Viele Reliefs an den Wänden sind noch sehr gut erhalten und man staunt immer wieder, wie so etwas damals erbaut wurde. Unter anderem sahen wir den Tempel, der in einem Lara Croft Film als Drehort gedient hatte und seither den Spitznamen Tomb Raider Tempel trägt. Am Ende des ersten Tags genehmigten wir uns einen Kaffee und ein hervorragendes Eis im „Blue Pumpkin“, einer Eisbar im Zentrum von Siem Reap.
Am zweiten Tag starteten wir gegen sieben Uhr zur großen Runde und besichtigten WIEDER Tempel. Andrea könnte hier bestimmt eine Woche verbringen und hat sehr viel Freude an diesen alten Gebäuden. Bei Andreas sahen spätestens am zweiten Tag alle Tempel gleich aus und er konnte den Steinen nicht mehr viel abgewinnen.

S21 und Killing Field

Der zweite Tag in Phnom Penh stand ganz im Zeichen der Roten Khmer. Es war Zeit, sich mit dieser dunklen Epoche des Landes auseinanderzusetzen. Wir suchten uns einen TukTuk Fahrer, der uns zuerst zum Tuol Sleng Museum oder besser bekannt als S21 bringen sollte. Dort teilten wir uns mit einem Schweizer und später auch noch weiteren Besuchern einen Guide, der uns durch die Anlage führte und einiges zu der Geschichte erzählte. Die Gebäude, welche früher eine Schule waren, wurden zu Zeiten Pol Pots als Gefängnis benutzt. Hier wurden zwischen 1975 und 1978 Menschen aufs Schrecklichste gefoltert und gequält und später auf dem Choeung Ek Killing Field hingerichtet. Über 17000 Leute fanden hier den Tod und gerade sieben überlebten den Aufenthalt in diesem Gefängnis. Auf dem Gelände sind die Gefängniszellen und Folterkammern immer noch wie vor 35 Jahren erhalten und an den Wänden hängen hunderte von Bildern der Gefangenen vor und teilweise nach ihrer schlimmen Behandlung. Die Hintergrundberichte des Guides ließen uns einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Nach der Besichtigung trafen wir noch kurz einen der Überlebenden bevor wir weiter Richtung Killing Field fuhren. Der Schweizer und eine Amerikanerin hatten sich uns angeschlossen und gegen mittag kamen wir dort an. Es finden sich Killing Fields über das ganze Land verstreut, aber in diesem nahe Phnom Penh wurden besonders viele und grausame Funde gemacht. Nachdem die Gefangen tage- bis monatelang im S21 gefoltert wurden, fuhr man sie hierher und erschlug sie mit verschiedensten Gegenständen, um Munition zu sparen. Danach warf man sie in Massengräber. Noch heute kommen immer wieder Knochenteile und Kleidungsstücke an die Oberfläche, v.a. während der Regenzeit – ein wirklich grausiger Ort. Man kann sich kaum vorstellen, was damals den Menschen angetan wurde. Während der Schreckensherrschaft der Roten Khmer verloren drei Millionen Menschen ihr Leben durch Hunger und Massenmord. Ein sehr guter Audioguide gab uns viele Informationen zu diesem Ort und die Besucher folgten alle still und nachdenklich dem Pfad durch das Gelände. Viele der Totenschädel lagern heute in einer Gedenkstupa in der Mitte des Geländes.
Am Abend organisierten wir mit dem Schweizer und der Amerikanerin noch einen kurzen Bootstrip, um alles in Ruhe sacken zu lassen.

Abschied vom König Sihanouk

Als wir das Zentrum von Phnom Penh erreichten fielen uns erst mal Absperrungen auf, die gerade aufgebaut wurden. Unser TukTuk-Fahrer erklärte uns, das der ehemalige König am 15. Oktober verstorben sei und in den nächsten Tagen beigesetzt bzw. verbrannt wird. Bis zu einer Million Pilger würden erwartet (der Königsvater war populär) und die nächsten Tage seien die Strassen der Innenstadt abgeriegelt aufgrund der dreitätigen Zeremonie. Unser Hotel lag nur ungefähr 400 Meter vom Königspalast entfernt und wir waren mitten in der Sperrzone und waren gespannt ob das gut oder schlecht war.

Da auch das National Museum am nächsten Tag geschlossen hatten, besuchten wir es noch nachmittags. An sich ist das Museum ein nettes Gebäude und wer sich für die Geschichte der Khmer interessiert und ein paar Relikte von Angkor sehen möchte, der ist hier auch richtig. Mit fünf Dollar pro Person jedoch nicht gerade ein Schnäppchen.
Am nächsten Tag saßen wir dann gegen 8.30 Uhr beim Frühstück vor dem Hotel und überlegten gerade was wir so anstellen wollten, als wir mitkriegten, dass eine Prozession stattfand. Wenn man zu solch einem Ereignis in der Stadt ist sollte man sich das auch anschauen, beschlossen wir. Wir brauchten nur 200 m gehen bis wir eine Strasse erreichten, an der der komplette Zug durch kommen sollte. Die Einheimischen verehrten ihren alten König, der vor 8 Jahren die Macht an seinen Sohn übergeben hatte. Er wurde zur Zeit der Franzosen als 19jähriger gekrönt, wurde später Staatsoberhaupt und unterstützte anfangs die Roten Khmer. Als er ins Exil ging, wurde er von ihnen zum Tode verurteilt und nur durch das Einschreiten der Chinesen vor der Hinrichtung bewahrt. 1991 versöhnte er sich mit dem heutigen Regierungschef, kam zwei Jahre später zurück nach Kambodscha und nahm den Thron wieder ein. Für die Bevölkerung war er ein Symbol der Versöhnung geworden. Bei der heutigen Prozession trugen alle dunkle Hosen und weiße Hemden und versammelten sich zu tausenden an den Strassen. Viele hatten Bilder des Königsvater oder Blumen dabei und trugen Anstecker mit seinem Bild. An jeder Ecke gab es Wasser, Obst und Popkorn zu kaufen. Es war schon wieder brütend heiß als der Trauerzug endlich bei uns vorbei kam. Am Anfang marschierten Polizei, Militär, Jugendvereine, Musikvereine (zumindest deuteten wir das so) in den verschiedensten Uniformen. Dann folgten mehrere geschmückte Wagen bevor auf einem Wagen der Sarg vorbei kam. Direkt dahinter saß die Königsfamilie in einem Wagen. Alle wollten einen Blick auf die Familie werfen, gleichzeitig riefen Ordner auf, sich hinzuknien oder -setzen, und es war teilweise recht hektisch. Als der Umzug vorbei war, gingen wir einfach den Massen nach, welche uns Richtung Königspalast brachten. Hier schauten wir uns noch den festlich geschmückten Platz an, bis es uns langsam zu heiß wurde und wir ins Hotel zurückkehrten. Es war teilweise gar nicht einfach an den Absperrungen vorbei zu kommen (je nach Laune des Polizisten war unser Eindruck) und wir mussten öfters erklären, dass unser Hotel hier sei.
Gegen Nachmittag machten wir noch einen Spaziergang zum Wat Phnom auf dem einzigen „Hügel“ der Stadt. Zurück schlenderten wir an der Riverfront entlang, wo der Tonle River auf den Mekong trifft. Überraschenderweise trafen wir hier auch den Holländer, mit dem wir die Trekkingtour in Luang Prabang gemacht hatten. Allgemein sieht man viele Gesichter doch immer wieder…

Im Minibus nach Phnom Penh

Von Kratie nach Phnom Penh entschieden wir uns diesmal für den Minibus. Dieser würde statt sieben Stunden nur vier brauchen und war auch noch einen Dollar preiswerter (acht Dollar pro Person). Doch schon am Abend zuvor kamen gewisse Zweifel bei uns auf. Beim Buchen fragten wir dreimal, ob jeder auch wirklich einen Sitz hat, was bejaht wurde. Aber warum wies sie uns trotzdem daraufhin, dass vier Leute in einer Reihe sitzen?
Später in einem Restaurant, welches auch Tickets anbot, stand ein kleiner Vermerk, dass man wenn man zu dritt auf den drei Sitzen einer Reihe Platz nehmen möchte, man noch für eine Person extra zahlen muss. Aha – drei Sitze und vier Leute! Die Überlegung mit dem Extrasitz wurde uns aber schnell abgenommen, weil der Bus schon ausgebucht bzw. voll war.
Am nächsten Tag sassen wir pünktlich um sieben Uhr vor dem Hotel und warteten auf unsere Mitfahrgelegenheit. Ein anderer Minibus Richtung Laos war schon da und da das Gepäck nicht auch noch im Fahrzeug Platz hatte wurde es irgendwie abenteuerlich aussen befestigt. Hm, nicht nur eng für uns also auch noch gefährlich fürs Gepäck?
Dann kam unser Bus, der schon recht gut mit Einheimischen gefüllt war. Diese schienen ohne Gepäck zu reisen und so passten unsere Rucksäcke zum Glück ins Auto. Tatsächlich war es auch so, dass in einer Reihe mit drei Sitzen vier Leute saßen – dachten wir zumindest noch als wir einstiegen. Aber wir sollten nicht die letzten sein, die hier mitfahren wollten. Wir fuhren weitere 40 Minuten umher und es stiegen weitere Leute zu und wieder aus… wir drehten um und sammelten noch Gepäck, Pakete, Felgen und weitere Leute ein… die typische Art und Weise halt – chaotisch!
Aber irgendwann schien es tatsächlich Richtung Phnom Penh zu gehen. Wie war nun die Sitzverteilung? Also hinten gab es vier Sitzreihen mit je drei Sitzen. In jeder Reihe saßen tatsächlich nur vier Erwachsene, was bei der Körpergröße der Asiaten gerade noch funktioniert. Wir sassen in der letzten Reihe (drei Europäer, ein Asiat) und mussten uns abwechselnd mit unseren Schultern nach vorne und hinten sortieren. Über Fußfreiheit brauchen wir gar nicht weiter reden, da es diese auch nicht gab; wir hatten die kleinen Rucksäcke auf dem Schoss und die großen ragten vom Kofferraum bis unter unseren Sitz hervor. Neben den erwähnten vier Erwachsenen tummelten sich noch weitere drei oder vier Kinder und ein Baby in den Reihen. Im Fahrerbereich gab es einen Fahrer- und einen Beifahrersitz. Auf dem Beifahrersitz saß ein Herr, der wiederum ein weiteres älteres Kind auf dem Schoss hatte. Als wir dachten, jetzt geht wirklich keiner mehr rein, lehrte uns der Fahrer eines Besseren. Eine Dame stieg hinten zu und dafür wechselte ein Herr nach vorne, so dass sie jetzt zu zweit auf dem Fahrersitz sassen. Der Fahrer hatte etwas Schwierigkeiten ans Lenkrad zum kommen und wie das im Fussraum bei Gas und Bremse aussah, darüber wollten wir gar nicht weiter nachdenken. Trotzdem war er der schnellste auf der Strasse und schlängelte sich mit einer sportlichen Geschwindigkeit um die Schlaglöcher und durch den Verkehr.
Nach zwei Dritteln der Strecke stiegen dann zwei Leute und der „doppelte“ Fahrer aus, wir hatten kurzfristig sogar unsere Reihe zu dritt. Damit’s aber nicht zu gemütlich wurde, dröhnte plötzlich laut Musik aus den Lautsprechern. Wir machten einen Satz, weil die waren direkt links und rechts der letzten Reihe angebracht. Nach wildem Gestikulieren (der schon seit der Abfahrt missgelaunten dritten Ausländerin) und dem vergeblichen Versuch, die Musik mit dem Mp3-Player zu übertönen, hatten sie Mitleid und schalteten sie sie wieder ab; dafür sollten wir aber wieder etwas zusammenrücken und eines der größeren Kinder durfte zu uns hinter sitzen. Der Rest der Fahrt verlief dann ganz entspannt bis wir gegen 12.30 Uhr das Zentrum von Phnom Penh erreichten und alle Sardinen die Dose verließen.

Willkommen in Kambodscha

Es wurde Zeit sich von Laos zu verabschieden. Ein sehr schönes Land, welches wir auch wieder besuchen würden. Wir buchten eine Busfahrt nach Kratie in Kambodscha. Einige fuhren direkt weiter nach Phnom Penh oder Siem Riep, aber nach einigen Recherchen im Internet und unserer bisherigen Erfahrung mit der (Un)Pünktlichkeit entschieden wir uns für den Zwischenstopp, um nicht erst in der Nacht irgendwo anzukommen. Nachdem wir von unseren schönen Insel mit dem Boot übergesetzt sind, bot sich gleich ein Visa Service für unseren Bus an. Offiziell kostet das Visum 20 Dollar, aber es ist bekannt, dass die an der Grenze hart arbeitenden Beamten meistens eine kleine Anerkennung begrüßen. Der Visa Service verlangte 30 Dollar und wollte sich dafür um alles kümmern und dafür sorgen, dass man wieder pünktlich im Bus sitzen. Das Ding mit dem pünktlich im Bus sitzen überzeugte uns und die meisten anderen und wir nahmen diesen Service in Anspruch. Nur vereinzelt gab es Mutige, die sparen wollten.
An der Grenze angekommen, durften die privilegierten Visa Service-Kunden einfach über die Grenze gehen und im Schatten Platz nehmen. Jeder musste sich jedoch auf der kambodschanischen Seite noch einem intensiven Gesundheitstest unterziehen. Naja, nicht ganz: für eine Millisekunde wurde den Ankömmlingen ein Gerät an dem Hals gehalten, was messgenau bestätigte, dass jeder von uns genau 35,8 Grad Körpertemperatur hatte. Kern gesund und munter saßen wir jetzt immerhin im Schatten, während die wenigen mutigen Aufsässigen in der Sonne mit den Behörden zu tun hatten. Die Zeit war letztendlich gar kein Problem, da die Beschaffung der Visa für den ganzen Bus dann doch zwei Stunden dauerte.
Gespannt erkundigten sich natürlich alle, wie es so ohne Visa Service funktioniert hatte und wie teuer es war. Zuerst mussten die Aufsässigen zwei Dollar in Laos zahlen um überhaupt ausreisen zu dürfen. Dann wurde auch bei Ihnen festgestellt, dass sie eine Körpertemperatur von 35,8 Grad haben und für diese Information einen Dollar zu zahlen hatten. In Kambodscha ist es gerade sehr warm und anstrengend zu arbeiten. Die Arbeit für den Stempel im Reisepass kostete in Kambodscha heute 25 Dollar. Unterm Strich haben die Aufsässigen 28 Dollar gezahlt und immerhin 2 Dollar gespart. Wir waren trotzdem froh die zwei Stunden entspannt im Schatten verbracht zu haben und konnten jetzt endlich aufbrechen.
Gegen 16.30 Uhr erreichten wir Kratie mit zweistündiger Verspätung und die Leute auf dem Weg nach Siem Riep ahnten schon, dass es wohl eher nach 0 Uhr werden wird bis sie am Ziel sind.
In Kratie bezogen wir unser bisher billigstes Zimmer für 4 Dollar die Nacht, mussten uns aber ein Bad mit zwei weiteren Zimmern teilen. Für den Preis und für eine Nacht ok! Wir buchten gleich die Weiterfahrt nach Phnom Penh für den nächsten morgen in einem Minibus und verbrachten den Rest des Abends bei der Happy Hour im Hotel Restaurant (Angkor Bier zum halben Preis!).
Unser Fazit: nächstes Mal würden wir von Don Khon bis Phnom Penh fahren und Kratie auslassen, auch wenn man bestimmt spät ankommt.

4000 Islands

Auf Si Phan Don ticken die Uhren noch anders. Ganz im Süden von Laos ist der Mekong zumindest in der Regenzeit am breitesten auf seiner Reise von Tibet ins Südchinesische Meer. In der Trockenzeit ist der Wasserpegel natürlich viel niedriger und es treten viele kleine Inseln hervor. Daher der Name 4000 Islands… obwohl das bisher bestimmt noch niemand nachgezählt hat (wir übrigens auch nicht). Wir entschieden uns für die Inseln Don Det und Don Khon, welche mit einer kleinen Brücke miteinander verbunden sind. Da auf Don Det die Backpackerszene schon richtig angekommen ist und die Post abgeht, suchten wir unser Guesthouse auf Don Khon – weil Backpackers hatten wir in Vang Vieng schon, jetzt sollte es ein bisschen ursprünglicher sein. Hier ist die Dichte von Hostels und Restaurants geringer und es war eine gute und entspannte Mischung aus Einheimischen und Touristen.
Die Tage auf Don Khon nutzten wir eher zum Entspannen. Obwohl man hier alles mit dem Fahrrad erreichen und besichtigen kann, entschieden wir uns für ein Motorroller. Hier konnte Andreas zwei Tage lang seine Fahrkünste unter Beweis stellen, während Andrea auf dem Rücksitz zittern musste. Aber bei ca. 36 Grad Temperatur wollten wir uns so wenig wie möglich bewegen und schon gar nicht in die Pedale treten. Wir schauten uns einen kleinen Tempel, einen Wasserfall und einen kleinen Strand an, machten einen Abstecher nach Don Det und fuhren zum Hafen am anderen Ende der Insel zum Delphine beobachten. Hier leben die sogenannten Irrwaddy Delphine und bei unserer einstündigen Bootstour konnten wir sogar ein paar sehen. Ansonsten verbrachten wir viel Zeit in der Hängematte und machten keinen Finger krumm. Don Khon ist wirklich einen Besuch wert und ein schönes Plätzchen zum Nichtstun.

Im Schlafbus zu den 4000 Islands

Unser Bus sollte 20:30 Uhr vom Süd-Busbahnhof in Vientiane starten. Dieser ist ungefähr zehn Kilometer entfernt und ein kleiner Sammelbus sollte uns 19 Uhr von unserem Hotel abholen. Ziemlich pünktlich stand der kleine offene Transporter mit den gewohnten Sitzbänken auf dem Ladeabteil da. Unser Gepäck wurde auf das Dach befördert und wir waren die ersten Passagiere. Zwei Minuten später stiegen zwei Schweizer und zwei Österreicher ein, welche das gleiche Ziel hatten. Nur 200 Meter später sollten sie wieder aussteigen, um auf ein weiteren Transporter zu warten. Wir blieben sitzen und sammelten jetzt Stück für Stück Passagiere ein. Nach ungefähr einer Stunde waren wir immerhin schon zu neunt und wir staunten nicht schlecht als wir wieder genau an der Stelle waren, wo wir eingestiegen sind. Wir waren unserem Ziel also noch kein Stück näher gekommen und machten uns bald Sorgen, ob wir unseren Bus noch schaffen würden. Jetzt ging es langsam stadtauswärts und wir sammelten vier weitere Fahrgäste ein; es wurde übrigens zu allen gesagt, dass sie um sieben abgeholt werden. Um 20:35 Uhr kamen wir letztendlich am Busbahnhof an und als erstes sahen wir die Schweizer und Österreicher wieder, welche am Anfang bei uns ein- und wieder ausgestiegen waren. So läuft das hier! 🙂
Jetzt waren wir gespannt, wie der Schlafbus wohl von innen aussehen würde. Wir hatten schon einige Geschichten gehört und eine Aussage kam immer wieder – der Platz ist für Europäer nicht ausreichend! Unsere Platznummer 27 und 28 waren im oberen Deck und als wir in den Bus stiegen kam erstmal ein kurzer Kälteschock. Die Klimaanlage lief schon auf Hochtouren. Um zu den Plätzen zu kommen muss man gebückt durch den Gang laufen; links und rechts waren Abteile mit Wänden abgetrennt. Darin lag jeweils eine „Matratze“ und sogar je zwei Kopfkissen und Decken. Von der Größe hätten wir es uns fast noch kleiner vorgestellt und irgendwie passten wir da beide rein – am besten in Löffelchenstellung. Wenn man hier allerdings alleine reist ist es spannend, neben wem man landet und die Nacht kann entsprechend (un)angenehm werden. Zehn Minuten später ging es auch schon los und die meisten versuchten auch gleich zu schlafen. Nach ein bisschen Plaudern mit unseren Bettnachbarn versuchten wir auch unser Glück und legten uns hin. Überraschender Weise konnte man doch hin und wieder etwas schlafen und die befürchtete See- bzw. Buskrankheit blieb aus. Etwas problematischer wurde es nur für Andreas als der Fahrer wechselte, da der neue Fahrer etwas flotter unterwegs war und der „Seegang“ entsprechend stärker wurde. Pünktlich halb sieben Uhr morgens waren wir in Pakse, wo wir gleich von Tuk Tuk Fahrern im Bus überfallen wurden; sie machen echt ein Wettrennen, wer als erster den Gang hinter rennt. Schnell verloren sie das Interesse an uns, da wir weiter Richtung Süden fuhren und schon ein Ticket besaßen. In Pakse warteten wir ungefähr drei Stunden auf die Weiterfahrt und es war das typisch laotische Chaos ehe wir weiterfahren konnten. Sie versuchten uns noch zwei Plastikstühle im Mittelgang eines vollen Minibusses anzudrehen, aber die ignorierten wir erfolgreich und saßen kurz darauf in einem anderen Minibus, der uns zur Fähre auf unsere Insel Don Khon brachte. Dann noch etwas Boot fahren und wir waren gegen 13 Uhr in unserem Hotel; das war nur drei Stunden später als geplant. Etwas müde und ziemlich hungrig (weil das Essen, das bei der Busfahrt dabei sein sollte dann doch nicht dabei war) checkten wir ein und ging zum nächstbesten Restaurant…

Vientiane Capital

Von Vang Vieng brauchte der Bus etwa vier Stunden in die Hauptstadt. Um die Provinz Vientiane von der Hauptstadt zu unterscheiden, benutzt man häufig Vientiane Capital als Namen. Laut vielen Reiseführern hat Vientiane touristisch nicht allzu viel zu bieten und die Stadt kann man an einem Tag besichtigen. Gegen Mittag kamen wir an und entschlossen uns daher, nur eine Nacht zu bleiben und am nächsten Abend mit dem Nachtbus Richtung Süden aufzubrechen. Im Zentrum suchten wir uns ein Zimmer und besorgten uns gleich das Ticket für den Bus. Den Rest des Tages spazierten wir durch die Innenstadt und am Mekong entlang. Im Full Moon, einem kleinen netten Restaurant, gab es dann Chicken Sandwich mit Pommes und wir genehmigten uns sogar noch einen Cappuccino bevor es auf den Markt an der Mekong Promenade ging.

Am nächsten Tag suchten wir uns einen Tuk Tuk Fahrer, der uns an drei verschiedene Stationen bringen sollte. Als erstes ging es zum Patuxai – Vientiane`s Replikat des Arc de Triomphe; der offiziele Name lautet „Victory Monument“. Klettert man die Stufen hinauf hat meine eine ordentliche Aussicht auf Vientiane. Danach fuhr uns der Fahrer zum Pha Tat Luang, dem wichtigsten nationalen Monuments in Laos. Es ist das Symbol für die Buddhistische Religion und der Souveränität von Laos.
Unsere letzte Station für den Tag hatte einen ganz anderen Hintergrund. Schätzungsweise 260 Millionen sogenannter „sub munition bombies“ wurden zwischen 1964 und 1973 über Laos abgeworfen – obwohl das Land offiziell neutral war. Über 70 Millionen explodierten nicht und stellen bis heute eine riesige Gefahr dar. Ein Problem ist auch, dass der Verkauf des Metalls zur Einnahmequellen vieler Familien geworden ist, so dass aktiv nach Bomben gesucht wird, oder dass Kinder über die Gefährlichkeit der Bomben nicht aufgeklärt werden. Entsprechend viele Opfer fordern diese Bomben auch heute noch und es wird viel Aufwand betrieben, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Wir besuchten an diesem Tag das COPE Center, einer nicht kommerziellen Organisation, welche die Opfer der UXO („unexploded ordnance“) unterstützt. Seit 1992 bietet das COPE ein medizinische Hilfs- und Trainingsprogramm für Einheimische zur Herstellung von Prothesen und entsprechenden Rehabilitationsmöglichkeiten. Im Center gibt es eine gut gemachte Ausstellung und Dokumentationsfilme, welche wirklich sehr interessant zugleich jedoch auch bedrückend sind. Wir schauten einen Film über die Ausbildung von „Bombenentschärfern“ an. Um das Projekt zu unterstützen kann man hier Spenden oder einfach etwas im Souvenirshop kaufen, was wir auch machen.
Am Nachmittag waren wir zurück von unserer Tour und warteten auf unseren Bus, der uns 19 Uhr abholen sollte.

Vang Vieng – Chill Out Town

Unser nächstes Ziel war Vang Vieng, die kleine Stadt, an der sich die Geister scheiden. Die Touristenhochburg, bekannt durch das Tubing, in der jeden Abend die Post abgeht, oder Naturparadies, das zum Erholen einlädt. Die einen hassen es, die anderen lieben es. Wir haben uns auf jeden Fall Tickets für den Bus dorthin besorgt und sind gegen acht Uhr morgens aufgebrochen. Für die vielleicht 200 km brauchten wir ca. 7 Stunden, da es mitten durch die Berge über eine enge Straße ging. Nach einer Stunde gab es das erste Opfer, das direkt hinter uns zum Glück eine Tüte bereit hatte… es ging ihr nicht wirklich gut. Alle anderen hielten jedoch durch, brauchten die vorab ausgeteilten Kotztüten nicht und wurden dafür mit einer fantastischen Landschaft entschädigt. Die Berge sind an die 2000 Meter hoch und mit dichtem Dschungel bewachsen. Denkt man sich die Strommasten weg, ganz und gar idyllisch.
In Vang Vieng ist es wirklich leicht, ein gutes und günstiges Zimmer zu finden. Ziemlich schnell hatten wir uns entschieden und sind gleich zum Essen aufgebrochen. Eine Chill out Bar direkt über dem Fluss – ohne Stühle, sondern mit Ecken zum Liegen und Relaxen. Das Essen ist eher Western Style und tut uns zur Abwechslung ganz gut.
Am nächsten Tag ging es für einen halben Tag mit dem Mountainbike in die nähere Umgebung. Wir treffen ein Pärchen aus dem Bus, das die bessere Wahl getroffen hat: ein Motorrad 🙂 Erstes Ziel war die Blaue Lagune, die zum Baden sehr beliebt ist und wo es nachmittags ordentlich voll wird. Der Name verspricht (zumindest jetzt in der Trockenzeit) etwas mehr als es ist, aber das Wasser ist wirklich schön türkis. Von dort aus gelangt man zu einer der vielen Höhlen (Poukham Cave). Wir klettern zum Eingang hoch und sind überrascht, wie gross das Gewölbe ist. Ein Buddha darf natürlich auch nicht fehlen. Man darf beliebig herumklettern, aber wir begnügen uns mit dem vorderen Teil – wir haben noch mehr vor.
Auf halben Weg Richtung Vang Vieng machen wir an einem Berg (Pha ngern) halt. Nachdem eine Gruppe Jungs abkassiert hat (alles kostet Eintritt, aber nicht viel), klettern wir heute das zweite Mal einen steilen Pfad hoch. Angesichts der Hitze war das echt anstrengend, aber für die Aussicht hat sich der Aufwand gelohnt. Außerdem lernen wir ein neues Spiel kennen, das die Jungs spielten: man legt ein paar zusammengerollte Geldscheine unter einen Stock oder Stein, geht ein Stück weg und wer mit seinem Schuh das Bündel trifft, dem gehört’s.
Abends besorgten wir noch ein Busticket für die Fahrt nach Vientiane am nächsten Tag und legten uns wieder ganz entspannt in ein Restaurant am Fluss. Wir empfanden die „Partyszene“ jetzt nicht als so anstrengend. Sicher gibt es hier in der „Hauptstraße“ fast mehr Backpackers als Einheimische, aber die waren recht friedlich und die Landschaft hat wirklich einiges zu bieten. Zum relaxen findet man hier auch ein paar nette Plätzchen. Man kann sich aussuchen, wie man die Stadt erleben möchte. Wir bereuen es nicht, hier einen Stopp gemacht zu haben.