Am folgenden Tag wählten wir wieder eine Wanderung, die in unserem Buch ausdrücklich empfohlen wurde, da wir mit den Empfehlungen bisher immer sehr zufrieden waren. Die Tour hieß „Le Bras Rouge – Landschaftliche Höhepunkte im Herzen des Cirque de Cilaos“.
Zuerst ging es ein paar Minuten wie durch einen Garten. Eine Vielzahl verschiedener Blumen zierte den Wegrand und es ging leicht bergab. Nach einer Weile erreichten wir ein paar alte Ruinen. Dabei handelte es sich um die alten Thermalanlagen des Ortes. Ein paar Meter daneben, in einem kleinem Staubecken eines Baches, konnten wir etwas Dampf aufsteigen sehen. Wir sahen uns das näher an und konnten uns mit den Händen überzeugen, das es tatsächlich lauwarmes Wasser war. Ein anderes typisches Zeichen waren braune Rinnsale. Das Thermalwasser oxidiert beim Austritt an die Oberfläche und hinterläßt genau solche Spuren.
Wir ließen die Thermalanlagen bzw. das was von ihnen übrig geblieben war hinter uns und gingen anfangs leicht bergauf bevor es dann stetig abwärts Richtung „Cascade de Bras Rouge“ ging. Es war ein recht schattiger Weg und sehr schön zu laufen. Trotzdem musste man hier und da auf rutschige Steine aufpassen, um nicht auszurutschen. Durch die Baumkronen kündigte sich heute ein wunderschöne Tag an.
Wenig später war die erste Etappe geschafft. Man befand sich auf dem Hochpunkt der „Cascade de Bras Rouge“. Etwas Vorsicht war also angebracht, als wir uns der Absturzkante näherten. Die Felsen und Steine waren abgerundet und durch den Fluß ausgewaschen. Man sah hier genau, wie der Fluß über Jahrhunderte an der Gestaltung des Flussbettes gearbeitet hat.
Nach der Flußüberquerung folgte ein steiler Anstieg parallel zum Bras Rouge. Die Sonne brannte uns ins Gesicht und schattige Plätzchen waren sehr rar. Nach ungefähr 30 oder 40 Minuten wurde es allmählich wieder etwas flacher und der Filaowald spendete dazu etwas Schatten. Die Aussicht von hier oben war unglaublich und jetzt wußten wir auch, weshalb diese Tour in unserem Buch empfohlen wurde. Richtung Osten thronte der mächtige Piton de Neiges. Zur anderen Seite, also im Westen konnte man den tiefen Einschnitt Richtung Meer sehen. Links und rechts davon waren die Berge mit saftigem grün bewachsen. Direkt gegenüber von uns sahen wir in der Ferne Cilaos. Der Kirchturm, wo wir auch der Startpunkt unserer Tour lag, erschien so klein, dass wir dachten schon viele Stunden unterwegs zu sein.
Es ging noch eine ganze Weile bergauf und bergab bis es dann wieder steil berg ab zurück zum Bras Rouge, den wir wieder kreuzen mussten um nach Cilaos zurück zu kehren.
Als wir den Bras Rouge erreichten, entschlossen wir uns eine kleine Pause einzulegen und etwas aus dem Picknickpacket zu plündern.
Nach unserem Picknick suchten wir nach einer geeigneten Stelle um den Fluß erneut zu überqueren.
Es folgte nun ein etwas steilerer Anstieg und wir merkten langsam wie unsere Beine müde wurden. Je höher wir wieder kamen, desto schöner wurde der Ausblick. Ständig hielten wir an und bewunderten das tolle Panorama. Nach einer Weile erreichten wir die Landstraße D242, die wir gestern gekommen waren. Wir kreuzten diese und setzten den Anstieg fort. Langsam sahen wir wieder Cilaos und die kleine Kirche, wo irgendwo unser Auto stehen musste. Es lag noch etwas in der Ferne und wir waren auch einige Meter höher. Mittlerweile wurde es auch flacher und wir liefen auf einem Höhenweg paralell zur Straße. Nach 30 Minuten erreichten wir das Bassin Bleu. Jetzt ging es noch ca 30 Minuten durch Cryptomeriawald immer leicht bergab und dann erreichten wir wieder Cilaos. Wir gingen noch ein kleines Stück Richtung Kirche und waren wieder am Parkplatz.
Die Serpentinen nach Cilaos
Zuerst ging es ein paar Kilometer zurück Richtung Saint Louis, bevor wir ins Landesinnere abbogen. Genau wie schon am ersten Tag führte hier genau eine Straße in den Talkessel hinein bzw heraus. Wir erinnerten uns gleich wieder an die kalten Nächte in Hell-Bourg und vermissten jetzt schon die warmen Sonnenstrahlen.
Kaum waren wie von der Küste Richtung Cilaos abgebogen, fingen auch bald schon die Serpentinen an. Ungalublich eng ging es so stetig bergauf und es war selten mal ein Stück Straße, welches länger als 50 Meter geradeaus ging. Die grandiose Landschaft und der schöne Ausblick veranlasssten uns nach fast jeder zweiten Kurve stehen zu bleiben und Fotos zu schießen. Nach einem solchen Zwischenstopp überholte uns ein Bus, dem wir dann eine Weile lang folgten. Wir konnten unseren Augen kaum trauen wie der Busfahrer die Serpentinen anging. Natürlich musste der Bus immer weit ausholen, um irgendwie um die Kurven zu kommen. Oftmals musste er sogar rangieren. Kam der Bus jedoch in einem Zug um die Kurve, dann nahm er diese häufig mit Vollgas. Kurz vor der Kehre hupte er um Gegenverkehr zu warnen und fuhr dann ohne die Geschwindigkeit zu verringern um die Kurve. Wie lernten ziemlich schnell, wenn man ein Hupen hörte schnell auf die Seite zu fahren. Zum Glück haben wir das auf diese Art und Weise gelernt und somit kein engen Kontakt mit einem Bus oder auch LKW gehabt.
Nach vielen Kurven und einer Menge bergauf und bergab erreichten wir Cilaos. Der Name Cilaos kommt ursprünglich aus Madagaskar von dem Wort Tsilaosa (oder tsy ilaozana). Auf deutsch heißt es soviel wie der Ort den niemand wieder verlässt. Einige Historiker behaupten die Ursprünge des Wortes liegen bei einem Sklaven aus Magagaskar namens Tsilaos, welcher im Cirque Cilaos Schutz suchte.
Die ersten Bewohner waren entlaufene Sklaven die auf der Flucht diesen Ort entdeckten und sich hier sicher fühlten. Sie dachten sie wären hier auf dem Dach der Welt und niemand würde sie hier finden. Die ersten von ihnen wurden jedoch von gut organisierten Sklavenhändlern gefangen. So kam es, dass der Cirque wieder für eine Weile unbewohnt war. Um 1850 existieren wieder Aufzeichnungen von Ansiedlungen und heute leben hier ungefähr 6000 Menschen.
Das Gebiet hält auch einen Rekord. So soll hier innerhalb von 24 Stunden (15/16 März 1952) 1870 mm Regen gefallen sein. So viele wurde an einem Tag noch nirgends sonst gemessen.
Wie auch schon in Hell-Bourg wurden auch in Cilaos Thermalquellen entdeckt. So kam es, dass der Ort Hell-Bourg seinen Rang als Thermalort an Cilaos verlor. Bis 1932 war es jedoch schwierig für Besucher in den Ort zu gelangen, da es bis zu diesem Zeitpunkt keine Straße in den Talkessel gab. Heute dauert die Fahrt durch die zahlreichen Serpentinen immer noch mindestens eine Stunde. Die Entfernung zu Hell-Bourg ist über die Luftlinie nur 15 km entfernt, trotzdem sind es zwei verschiedene Welten.
Das merkten wir auch als wir dann endlich unser Hotel erreichten. Es war eine größere Anlagen mit einem Hauptgebäude über mehrere Stockwerke. Es fiel gleich auf, dass hier mehr Gäste anwesend waren und die Organisation vom Hotel viel professioneller ablief. Wir waren sehr positiv über unser Zimmer überrascht und kürten es gleich zum bisherigen Höhepunkt aller Unterkünfte.
Etang Sale Les Bains
Nach einem erreignisreichen und anstrengenden Tag wie gestern, hat man sich eine kleine Auszeit verdient. Außer der Fahrt zu unserem neuen Hotel in Cilaos, wollten wir einfach mal etwas faul sein und die Seele baumeln lassen. Da bietet sich ein Tag am Strand an.
Wir fuhren die gleich Straße zurück, die wir 2 Tage zuvor gekommen waren. Kurz nach LeTampon ging es dann wieder auf einer Autobahn weiter. Wir erreichten Saint-Pierre und folgten der Autobahn Richtung Etang Sale Les Bains. Auf halber Strecke führte diese durch Saint Louis. Saint Louis ist eine Stadt mit ungefähr 40000 Einwohner. Das Gebiet ist hauptsächlich durch den Anbau von Zuckerrohr geprägt. Tatsächlich arbeitet ein Großteil der Bevölkerung dieser Stadt in dieser Branche. Nicht umsonst steht hier die größte und modernste Zuckerrohrfabrik der Inseln. Unübersehbar thront die Fabrik mit ihren hohen Schornsteinen am nordöstlichen Eingang der Stadt. Neben Bois Rouge stellt sie eine der letzten beiden intakten Zuckerfabriken und damit einen wichtigen Wirtschaftsfaktor für die Region dar.
Ansonsten wird die Stadt selbst von den meisten Touristen gemieden. Nicht zuletzt liegt das bestimmt an den fehlenden Stränden. Trotzdem kann man auf einigen Seiten im Internet lesen, dass diese Stadt einen gewissen Charme und einiges zu bieten hat.
Wir machten einen kleinen Zwischenstopp an einem Supermarkt und kauften ordentlich zu Essen und Trinken ein.
Gut versorgt mit allerhand Leckereien erreichten wir gegen 9.30 Uhr den Strand. Wir parkten das Auto, schnappten uns die Badesachen und gingen ein paar Schritte zum Strand. Hier war es genau so, wie wir uns das heute vorgestellt haben. Ein traumhafter Strand und weit und breit keine Menschen. Na gut hier und da sah man dann doch jemanden aber man lag bis auf 50 Meter entfernt und dachte, man habe den Strand für sich. Direkt am Strand reihten sich Palmen, bevor dann die Straße kam. Besonders auffällig ist hier natürlich der schwarze Sand, der vulkanischen Ursprung sein musste. Bei den Einheimischen soll dieser Strand sehr beliebt sein und wir waren uns sicher, dass am Wochenende sicherlich viel mehr los sein muss als wie heute.
Wir machten es uns in dem Sand bequem und packten die ersten Sachen aus dem Supermarkt aus. Leckere Brownies und frische Bananen versüßten uns diesen wunderschönen Strand noch mehr. Nachdem die Sonne unsere Körpertemperatur fast zum kochen gebracht hat, wollten wir nun auch endlich mal in den Indischen Ozean zum Baden. Der Weg bis zum Wasser wurde zu einer kleine Comedyvorstellung. Man kennt es ja über heißen Sand zu laufen. Dieser Sand war durch seine Farbe noch einige Grad heißer und wir versuchten mit minimaler Bodenberührung zum Wasser zu gelangen. Wenn ich mich noch richtig erinnere, zischte es als wir mit dem Füßen endlich im Wasser waren und Wasserdampf stieg auf… 😉
Die Temperaturen des Ozeans waren perfekt zum Baden. Man hatte nicht das Gefühl tiefgekühlt zu werden, verspürte trotzdem eine Erfrischung. Wenn man Schnorcheln oder einfach nur Schwimmen wollte, konnte man es problemlos länger im Wasser aushalten.
Schwimmen und Schnorcheln war an unserem Abschnitt jedoch etwas schwieriger. Der Grund waren die doch etwas größeren Wellen, die sich genau am Strand brachen. Man musste hier schon etwas aufpassen sich nicht zu verletzen, da der Sog zurück in den Ozean doch sehr heftig war. Trotzdem machte es riesig Spass etwas gegen die mannshohen Wellen anzukämpfen.
Für diejenigen die lieber auf ein gemütliches Badevergnügen stehen oder Kinder dabei haben, gab es etwas 200 Meter weiter einen Strandabschnitt mit einem vorgelagerten Riff. Dort konnte man gefahrlos ins Wasser und es gab dort sogar eine Rettungswacht.
Wir ließen uns es bis fast 14 Uhr so richtig gut gehen, bevor wir dann langsam die Reise Richtung Cilaos aufnehmen wollten. Wir haben gelesen, dass die Straße dorthin über 400 Serpentinen geht und eine gewissen Vorsicht gefragt ist. Also wollten wir nicht im Dunklen ankommen und uns unnötigen Streß aussetzen.
Piton de la Fournaise
Am nächsten Tag waren wir kurz nach 7 Uhr am Parkplatz des Relais de Volcano angekommen. Vier oder fünf andere PKWs mit Wanderern waren auch schon da. Es schien wohl das beliebteste Wandergebiet auf Reunion zu sein. Waren wir doch sonst immer absolut allein unterwegs, schien hier mehr los zu sein. Nach und nach startete jedes Grüppchen Richtung Vulkan. Das Wetter sah sehr viel versprechend aus aber durch die frühe Stunde war es noch sehr frisch. Dementsprechend wählten wir auch unsere Bekleidung aus und starteten dann auch. Zuerst ging es ein paar Schritte vor zum Aussichtspunkt, wo wir gestern schon den Piton de la Fournaise und seine umliegenden Lavafelder betrachteten. Man war hier bestimmt mehr als 100 Meter über dem Lavafeld, welches dann langsam zum Hauptkrater anstieg. Man konnte hier also schon auf einen Teil der heutigen Wanderung blicken.
Es war spannend diesen Vulkan heute noch etwas näher zu kommen. Der Piton de la Fournaise ist 2631 Meter hoch. Vor ca 380.000 Jahren entstand er an der Südseite des Piton des Neiges und ist auch heute noch ein sehr aktiver Vulkan. Seit 1640 bis zu unserer Reise ist er ungefähr 150 mal ausgebrochen, zuletzt am 2.April 2007. Dieser letzte Ausbruch war so gewaltig und führte zum Einbruch des Hauptkraters. Der Boden des Kraters sank um 300 Meter und das Gebiet ist seitdem sehr instabil. Das ist der Grund dafür, dass wir nicht direkt zum Hauptkrater aufsteigen sondern eine Wanderung zu einem Nebenkrater machten.
Es ging noch einige Meter am Rand dieses Hochplateaus weiter bis zu einer kleinen Treppe. Diese führte uns dann über viele Stufen runter auf das Lavafeld.
Ein paar Meter hin war eine ca 20 oder 30 Meter hohe Erhöhung, wie eine Art kleiner Nebenkrater zu sehen. Es handelt sich dabei um den Sandkrater Formica Leo. Von dem Aussichtspunkt auf dem Plateau sah dieser sehr winzig aber wegen dem anderen Untergrund interessant aus.
Danach folgtem wir dem Verlauf der weißen Markierungen über das Lavafeld. Die vier oder fünf anderen Wandergrüppchen verloren sich auf dieser großen Fläche und auf dem Hinweg sollten wir jetzt keiner Menschenseele mehr begegnen. Es kehrte plötzlich wieder diese Stille zurück, die wir auch schon am Vortag erleben durften. Diese wurde dann aber ab ca 9 Uhr von einigen Flugzeugen oder Helikoptern unterbrochen. Es gab viele Anbieter auf der Insel die Rundflüge anboten, wo man diese herrliche Landschaft von oben betrachten konnte.
Der Weg war ständig ansteigend und über die erkaltete Lava auch etwas anstrengend. Nach dem langen Abstieg und den ersten hundert Metern über das Lavafeld, konnten wir uns dann schon langsam von den ersten Schichten Kleidung befreien. Wir gingen immer höher rechts um den Hauptkrater und sahen bald weiter um den Krater herum. Es eröffnete sich ein bizzare Landschaft mit einer Menge kleiner Krater, die sich nicht sehr hoch aus dem Lavafeld erhoben. Am oberen Rand war das Gestein immer rötlich gefärbt. Wir gingen jetzt gerade auf einen solchen Krater zu. Dieser kleine Krater hatte in der Mitte ein anscheinend tieferes Loch, wo wir gleich etwas Abstand nahmen. Wir ließen es uns trotzdem nicht nehmen bis zum Rand hinauf zu gehen und uns das rötliche Gestein etwas näher zu betrachten. Es hatte eine ganz löchrige und poröse Struktur und lies sich förmlich abrechen.
Bald erreichten wir einen weiteren Krater, den Crater Rivals. So hieß auch unsere heutige Wanderung und wir waren anscheinend nicht mehr weit von dem Wendepunkt entfernt. Nach ungefähr 2,5 Stunden erreichten wir den Wendupunkt unserer heutigen Tour. Genau in diesem Augenblick zogen vom Meer her dichte Wolken Richtung Vulkan. Man konnte von Minute zu Minute immer weniger weit sehen. Wir erwischten gerade noch einen Moment, in der man noch etwas Aussicht hatte. In die andere Richtung blieb der Himmel aber blau und wir beschloßen erstmal unser Lunchpaket zu plündern.
Jetzt ging es den gleichen Weg wieder zurück Richtung Auto. Auf dem Rückweg trafen wir ab und zu einige Wanderer, die das gleiche Ziel hatten aber später gestartet sind. Hier und da kamen wir an kleinen Meßstadionen vorbei, die wahrscheinlich jede kleine Bewegung aufzeichneten, die der Vulkan abgibt. Ein anstoßen solch einer Stadion hätte vielleicht zu einem Großalarm geführt aber die wahrscheinlich damit verbundenen Strafen hielten uns zurück einen kleinen Versuch zu starten…
Irgendwann hatten wir dann wieder den Sandkrater Formica Leo erreicht und vor uns lag jetzt der 100 Meter hohe Anstieg über die engen Treppen. Dann war es geschafft!
Wir fuhren ein Stück die Route du Volcan zurück und suchten uns einen kleinen Platz, um noch ein paar Sonnenstrahlen zu erhaschen. Ein kleiner Platz mit Bänken und Tischen bot sich an und wir legten uns für eine halbe Stunde in die Sonne. Nach der langen und anstrengenden Wanderung hatten wir uns das heute auch verdient.
Route du Volcan und Le Morne Langevin
Wir hatten uns vor der Reise unter anderem die Wanderung am Krater des Piton de la Fournaise ausgesucht. Es wird hier besonders empfohlen noch vor 7 Uhr morgens aufzubrechen, um den Wolken aus dem Weg zu gehen. Aus unserem Wanderführer wussten wir, dass wir über die Route du Volcan direkt bis zum Vulkan kommen würden. Diese ist jedoch gut 20 Kilometer lang und wir beschlossen heute die Route schonmal abzufahren. Unterwegs fanden sich außerdem noch einige kleinere Wanderrouten, wo wir uns auch noch eine aussuchen wollten.
Die Straße zum Vulkan selbst ist schon sehr reizvoll und bietet immer wieder tolle Aussichten. Ungefähr 5 Kilometer vor dem Ende der Straße fanden wir eine schöne Wanderung.
Wir packten den Rucksack mit Verpflegung und machten uns auf den Weg über die Plaine des Remparts. Die Wanderung führt entlang einer Abrruchkante ca 100 Meter über die Plaine de Sables. Der gesamte Weg ist durch weiße Farbkleckse auf dem Felsboden markiert und nicht zu verfehlen. Hier gibt es nur eine sperrliche Vegetation von kleinen Büschen. Immer wieder bleiben wir direkt an der Abbruchkante stehen und hatten einen schönen Blick auf die Plaine des Sables (Sandebene). Es handelt sich um eine mehrere Quadratmeter große rot/braune Sandwüste. Direkt durch diese karge Landschaft schlengelt sich die Route du Volcan. Es war ein bizarrer Anblick und sehr faszinierend für uns. Weil wir immer wieder stehen bleiben mussten und auch wieder viele Fotos machten, brauchten wir ungefähr 2 Stunden bis zum Ziel Le Morne Langevin. Man ging die meiste Zeit über sehr groben teilweis schwarzen Sand oder Kies. Es ist hier empfehlenswert einen Sonnenschutz dabei zu haben, da es sehr heiß war. Am Le Morne Langevin traffen wir wieder auf tiefhängende Wolken, die uns die Sicht ins Tal und zum Ozean versperrten. Trotzdem war es ein toller Moment hier zu stehen. Man hatte teilweise das Gefühl man blickt weit über den Wolken aus dem Flugzeug heraus. Wir waren hier 2380 Meter über dem Meer und wir machten an diesem schönen und ruhigen Ort erstmal ein Picknick. Mit ruhig meine ich wirklich ruhig…es war absolut nichts zu hören und wenn man das so noch nicht erlebt hat, kann man es sich gar nicht vorstellen. Anfangs hat diese absolute Stille etwas komisches fast etwas beunruhigendes an sich. Kein Laut menschlicher Zivilisation, kein Tier, keine durch den Wind raschelnde Blätter…einfach nichts. Aber wir stellten unsere Ohren weit auf und konnten von dem Gräusch der absoluten Stille nicht genug bekommen. Wie bei der Wanderung an den Klippen haben wir auch hier keine Menschenseele getroffen und waren ganz für uns allein.
Nach der Wanderung suchten wir noch den Parkplatz für den Startpunkt der Vulkanwanderung und fuhren dann zurück ins Hotel.
Plaine des Cafres
Am nächsten Tag ging es zum nächsten Hotel. Jetzt hieß es als erstes wieder Richtung Saint Pierre zu fahren. Dort bogen wir dann Richtung Landesinnere ab und fuhren ein kleines Stück Autobahn nach Le Tampon. Die gute Anbindung zum Meer und zum Flughafen in Saint Pierre hat den Ort zu einem beliebten Wohngebiet gemacht. Er liegt ca 500 Meter über dem Meer und hat ein angenehmes Klima. Von hier aus hat man einen weiten Blick über den Ozean und besonders Europäer, die für kürzere Zeit in Reunion leben, zieht es hier her.
Ein paar Kilometer weiter machten wir einen kleinen Zwischenstopp, um die Aussicht zu geniessen. Wir befanden uns jetzt auf den Hochebenen zwischen dem Piton des Neiges und dem Piton de la Fournaise. Sie sind im Schnitt bis zu 1000 Meter hoch und trennen die beiden Vulkane. Es war eine fantastische Sicht über Saint Pierre, Le Tampon und dem Indischem Ozean. Es waren weite flache Ebenen zu sehen, mit saftigen Wiesen, abgezäunten Weiden, Traktoren…
Neben Plaine des Palmiste ist Plaine des Cafres eine der größten Ortschaften auf den Hochebenen. Gegen 12 Uhr erreichten wir Plaine des Cafres wo unser nächstes Hotel namens Geranium sein sollte. Am östlichen Ende des Ortes wurden wir auch fündig und suchten gleich die Rezeption auf.
Cap Mechant
Nicht mehr weit von unserem Hotel erreichten wir wieder das Hinweisschild zu einem Aussichtspunkt namens Cap Mechant =(„bösartiges, hinterhältiges Cap“). Hinterhältig – aus Sicht der Seefahrer. Den Legenden nach sind hier einige Schiffe gekentert. Besonders Piraten suchten häufig Unterschlupf und deswegen glaubt man hier an versunkene Schätze. Wir glaubten zwar nicht daran irgendwelche Schätze alter Piraten zu finden, wollten uns aber trotzdem dieses hinterhältige Küstenstück anschauen. Wir parkten an einem Restaurant, welches leider geschlossen hatte und gingen ein paar Schritte zu den Klippen runter. Hier prallten die Wellen wieder mit einer unheimlichen Gewalt gegen die Felsen und der kleine Exkurs lohnte sich. Oben an den Klippen gab es noch eine Art Lehrpfad wo verschiedene Pflanzen standen und auf Schautafeln erklärt wurden. Wir schlenderten etwas an den Klippen entlang und sahen den Treiben des Ozeans zu. Etwas anstrengend wurde es erst, als eine kleine Frau auf uns zu kam und uns auf den rechten Pfad bringen wollte. Wir sollten wohl mehr auf die Worte Gottes hören und zu besseren Menschen werden. Die Dame war so überzeugt und hartnäckig uns zu begehren, dass wir letztendlich Reisaus nehmen mussten…sonst hätte es vielleicht noch funktioniert und wir wären gute Menschen geworden…Ungeleutert gingen wir zu unserem Auto zurück und fuhren in unser Hotel.
Saint Pierre
Dann ging es weiter. Ein paar Minuten später erreichten wir auch schon unser nächstes Ziel. Die Stadt Saint Pierre hat ca. 60000 Einwohner und ist somit die größte Stadt im Süden La Reunions. Seit der Errichtung des Flughafens Pierrefonds ist das Städtchen stärker in den Mittelpunkt gerückt. Von hier aus gehen vor allem Regionalflüge, zB. nach Madagaskar oder Mauritius. Im Reiseführer werden vor allem der kilometerlange Stadtstrand, sowie der Fischereihafen erwähnt, die ein Besuch der Stadt empfehlenswert machen. Weitere Sehenswürdigkeiten sind das Rathaus, der Wochenmarkt, der chinesische Tempel, sowie eine moderne Moschee.
Vom Gefühl her fuhren wir einfach Richtung Zentrum bzw Richtung Hafen. In der Innenstadt selbst wurden die Strassen immer enger und viele Einbahnstraßen machten die Navigation für nicht ortskundige nicht unbedingt einfach. Nach ein paar kleinen Runden fanden wir jedoch einen Parkplatz im Zentrum, unweit des Hafens. Wir schnappten uns den Rucksack, merkten uns die Straße und machten uns zuerst auf den Weg zum Ozean. Direkt an der Straße wo wir parkten, begann ein kleiner Park mit einem Denkmal in der Mitte. Linkerhand stand ein größeres schmuckes Gebäude, dass wie das Rathaus aussah. Im Park hielten sich viele junge Leute auf um sich im Schatten der Bäume etwas zu entspannen.
Ein paar Minuten später erreichten wir den Hafen, der voller Fischerboote und Yachten war. Wir schlenderten über ein Promenade immer am Stadtstrand entlang, der zum Sonnen und Baden einlud. An sich eine schöne Ecke, die eine Menge Bistros und Bars hatte. Es waren auch eine Vielzahl von Menschen unterwegs, die die Promenade belebten. Leider kamen wir uns irgendwie beobachtet vor und es machte sich ein unbehagliches Gefühl bei uns breit. Vielleicht bildeten wir es uns auch nur ein aber etwas komisch war es schon. Aus diesem Grund konnten wir dem Ort nichts abgewinnen und beschlossen wieder Richtung Innenstadt zu gehen.
In der Innenstadt gab es einige Straßen voller Geschäfte. Uns viel jedoch auf, dass nur jedes vierte oder fünfte Geschäft geöffnet war. Ob es an der Jahreszeit lag oder vielleicht nur an der Uhrzeit, können wir nicht genau sagen. Teilweise schienen die Inhaber die Geschäfte zu öffnen, wann es gerade passte. Es schienen keine Öffnungszeiten wichtig zu sein. Vielleicht ist das im Südsommer, wenn die Touristendichte etwas größer ist anders. Da wir nichts kaufen wollten, störte es uns nicht weiter und wir bekamen trotzdem den Flair dieser Innenstadt mit. Nach einem Imbiss ging es mit dem Auto langsam wieder zurück Richtung Hotel.
Grand Anse
Die nächste Station war Grand Anse. Auf dem Weg dahin fuhren wir zuerst durch die Ortschaft Saint Joseph. Die Gemeinde in der wir uns befanden trug den gleichen Namen und hat ungefähr 30000 Einwohner. Es handelt sich um ein sehr wirtschaftsschwaches Gebiet, in der der Dienstleistungssektor, wie Behörden oder Schulen, dominiert. Der Südhang des Piton de la Fournaise ist jedoch sehr fruchtbar und deshalb ideal für die Landwirtschaft. Vor allem eine große Anzahl von Zuckerrohrfeldern fallen hier sehr stark auf.
Nach Saint Joseph markierte bald ein Schild die Abfahrt nach Grand Anse. Eine etwas engere Straße führte in Serpentinen zum Ozean herunter. Der Parkplatz war gut besucht aber nach einer kleinen Runde fanden wir auch einen Platz. Wir packten unsere Badesachen und gingen Richtung Strand. Die gesamte Anlage bestand aus einigen Parkplätzen, ein paar Essensbuden, einem langgezogenen Picknickplatz und dem Strand selbst. Direkt am Strand standen hier Kokospalmen, was auf Reunion nur hier der Fall sein soll. Am Wochenende ist es ein beliebter Platz der Einheimischen um auszuspannen. Die Jugend nutzt lieber die Wellen zum Surfen oder um zu baden. Wir haben jedoch im Internet gelesen, dass es auch vorkommen soll, dass ein paar Haie hier auch ab und zu mal auspannen und picknicken wollen. Deshalb wurde ein natürlicher Pool angelegt, welcher vom Meer durch eine Steinmauer getrennt ist.
Laut der Beschreibung schönster Strand hatten wir uns vielleicht etwas mehr erwartet. Keine Frage, es war ein schönes Plätzchen. Man konnte wunderbar der Wellen zuschauen während sie an den entfernten Klippen brachen. Aber wir waren uns sicher, dass es noch schönere Strände geben muss wo man in feinem Sand unter Palmen liegt und ab und zu ins Wasser springen kann. Der Strand hier war durchsetzt mit größeren Steinen und wirkte nicht sehr fein.
Wir machten es uns am Strand trotzdem erstmal bequem und beobachteten die Einheimischen die picknickten, angelten oder surften.
Cascade de la Grande Ravine
Am nächsten Tag beschlossen wir den Süden der Insel etwas zu erkunden und ein paar interessante Punkte anzufahren.
Wir fuhren ca. 10 Kilometer Richtung Saint Pierre immer am Ozean entlang. Das Wetter war wunderbar und nach wenigen Minuten erreichten wir den Ort Langevin. Er liegt nur wenige Kilometer östlich von Saint-Joseph und ist der südlichste Punkt der Europäischen Union. Es handelt sich dabei um eine Fischerdorf das direkt an der Mündung des gleichnamigen Flusses liegt.
Direkt am Fluss bogen wir Richtung Landesinnere ab und folgtem dem Flußlauf ein paar Kilometer. Dabei überquerten wir ihn ein paar mal, während die Straße immer enger und steiler wurde. Wir waren uns bald nicht mehr sicher wo uns die Straße hinführen würde, als plötzlich rechterhand eine Parkbucht auffiel und wir spontan anhielten. Wir waren an unserem ersten Zielpunkt für den heutigen Tag angekommen – die Cascade de la Grande Ravine. Von Lavigne am Ozean, der bekanntlicher Weise auf 0 Höhenmeter liegt, waren wir jetzt auf ca 1000 Meter Höhe. Die Parkbucht war vielleicht 10 Meter über dem Becken, in das die beeindruckenden Wasserfälle hinein prasselten. Das Wasser war kristallklar und die Kulisse einfach traumhaft. Das kleine Wasserbecken lud richtig zum Baden ein. Ich wollte es genauer wissen und kletterte runter um die Wassertemperatur zu testen. Die Idee mit dem Baden verflog, als ich unten ankam und einen Finger ins Wasser hielt. Es war recht frisch und man musste schon etwas mutiger sein. Möglicherweise ist die Wassertemperatur im Südsommer höher, da man häufig Berichte liest oder Fotos sieht wo Leute dem Badespaß hier nicht widerstehen konnten.
Wir fuhren danach noch ein paar Serpentinen weiter bis in eine kleine Siedlung, bevor wir beschlossen zurück Richtung Ozean zu fahren.












