Vier Wochen sind leider schneller vorbei als einem lieb ist. Wir fuhren zurück nach Managua und übernachteten nochmals eine Nacht im Hotel La Pyramide. Am nächsten Morgen um 8:30 Uhr ging unser Flugzeug zurück nach München.
Nicaragua hat uns wirklich sehr gut gefallen. Die Mischung aus Strand, Natur, schönen Städten, netten Menschen und tollem Wetter war genau richtig für uns. Wir haben uns in den vier Wochen viel Zeit gelassen und einen Gang zurück geschalten. Auch wenn wir deswegen nicht alles sehen konnten, sind wir jetzt umso erholter. Wir haben die Zeit im Land sehr genossen und können eine Reise nach Nicaragua sehr empfehlen.
Wie wir vor unserer Reise häufiger gelesen haben, empfiehlt es sich mit ein paar Spanischkenntnissen ins Land zu kommen. Tatsächlich sprechen die wenigsten Nicas Englisch. Keine Frage, man kommt irgendwie auch mit Englisch durch das Land. Trotzdem öffnet Spanisch Türen und Herzen und hilft einem, das Land und die Leute noch besser kennen zu lernen.
Zum Thema Transport oder wie komme ich von A nach B sagen wir nur (Chicken)Bus, Shuttle oder Taxi. Mit dem Bus kommt man sehr preiswert überall hin und wir hatten keine Probleme zu unseren Wunschzielen zu kommen. Es gibt reguläre und Expressbusse. Letztere sind doppelt so teuer, was dann $3 statt $1,50 sind. Shuttles sind quasi Kleinbusse für Touristen für etwa $15-35 je nach Strecke. Die würden wir empfehlen, wenn man Zeit sparen möchte, weil z.B. die gleiche Strecke nur mit drei mal Umsteigen zu erreichen ist, wenn man mit regulären/Expressbussen fährt. Taxis sind auch vergleichsweise günstig, ca. $2-10 je nach Strecke und Stadt, und gerade innerorts eine gute Möglichkeit um in der Hitze nicht alles zu Fuß erkunden zu müssen.
Ähnlich sieht es mit Hotels aus. In den meisten Orten gibt es je nach Popularität Hotels in unterschiedlichen Preiskategorien. Da wir im Januar/Februar zur Hauptreisezeit unterwegs waren, haben wir es uns angewöhnt die entsprechenden Hotels immer ein paar Tage im voraus über das Internet zu buchen. Ansonsten läuft man schnell Gefahr, dass ein Wunschhotel auch mal ausgebucht ist. Das ist uns auch des öfteren passiert, aber uns war die Flexibilität lieber als früher voraus zu buchen. Was Hotelpreise angeht gibt es ein breites Spektrum. Am günstigsten übernachtet man natürlich im Dorm, z.B. $8 in Leon (pro Person). Wir haben jedoch beschlossen, dass wir aus der Phase raus sind und nach Doppelzimmer mit Klo/Dusche geschaut. Das hat in Leon z.B. $25 gekostet (pro Zimmer), war aber ohne Klimaanlage (gerade in Leon, lieber eines mit A/C suchen!). Wenn man’s etwas hübscher und kühler mag oder direkt am Strand, dann werden es eher $40-60. Und wenn man auf Boutique Hotels steht, dann muss man schon mit $80 oder mehr rechnen.
Zum Thema Essen in Nicaragua liest man meist, dass es kulinarisch nicht viel zu bieten hat und sicherlich nicht unter den Top Ten Gourmet Ländern zu finden ist. Wir hatten uns diesbezüglich auf nix eingestellt und wurden eher positiv überrascht. Man sagt in Nicaragua gibt es morgens Reis und Bohnen, mittags Bohnen und Reis und abends Gallo Pinto (was nix anderes als Reis gemischt mit Bohnen ist). Wir kamen auch oft in den Genuss Gallo Pinto zu essen und es war eigentlich immer gut und ging uns auch am Ende des Urlaubs noch nicht auf den Wecker. Je nach Tageszeit wird es mit weiteren Beilagen gegessen, z.B. Obst, Rührei, Tostones (Kochbananen) und auch mal ein Stückchen Huhn. Die Kosten für’s Essen hängen stark vom Anspruch ab, man kann $1,50 – $20 ausgeben oder natürlich auch mehr. Zu den angegebenen Preisen im Restaurant muss man noch Steuer (15%) addieren und auf der Rechnung findet sich auch oft ein Voluntary Tip (10%) – falls nicht, wird erwartet, dass in etwa dieser Betrag als Trinkgeld gegeben wird.
Übrigens gibt es ziemlich gutes Bier in Nicaragua! Um genau zu sein zwei Marken, Tona und Victoria. Ein Bier kostet meist $1,50.
Auch vom Kaffee waren wir ziemlich überrascht. Unsere Lieblingsmarke haben wir in Leon entdeckt, Twin Engine Kaffee. Ein schwarzer Kaffee im Restaurant kostet ca. $1, ein Cappuccino $2.
Allgemein liegt Nicaragua preistechnisch im guten Mittelfeld. Sicherlich ist es in Südostasien noch preiswerter, aber für Mittelamerika ist das Land nicht teuer (ganz besonders wenn man es mit dem teuren Nachbarn Costa Rica vergleicht, der preislich Frankreich oder der Schweiz entspricht). Vor allem der Transport mit lokalen Bussen ist selten teurer als 3 Dollar und man kommt damit überall hin. Neben dem Cordoba kann man fast überall auch mit Dollar bezahlen. Fast jeder Bankautomat (von den es zumindest in den größeren Städten genügend gibt) spuckt Dollar und Cordobas aus und mit einer Visa Karte kann man überall Geld abheben. Auch in vielen Hotels und einigen Restaurants kann man mit Visa Karte bezahlen, allerdings wird in Hotels oft 6% Gebühr dafür verlangt.
Wir kommen gerne wieder!
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Mit dem Katamaran zum Playa Blanca
An unserem letzten Tag am Strand wollten wir uns nochmal richtig erholen. Nach dem üblichen Stadtbummel freuten wir uns nachmittags auf eine Segeltour auf einem Katamaran, die wir tags zuvor gebucht hatten. Wir machten uns auf den Weg zum Hafen, wo wir und weitere Gäste mit einem Wassertaxi abgeholt wurden. Der Katamaran lag am Strand vor Anker und wir konnten es uns gleich vorne im Netz bequem machen. Das wurde auch sofort unser Lieblingsplatz! Bei der Tour waren die Getränke inklusive und alle 15 Gäste bekamen erstmal ein Tona oder Rum Cola. Um aus der Bucht zu kommen wurde noch der Motor benutzt, bevor dann die Segel gesetzt wurden. Mit netter Musik und kalten Getränken ging es die Küste entlang Richtung Norden.
Vor Playa Blanca gingen wir vor Anker und schwammen an den Strand. Der Strand liegt einsam und kann nur mit dem Boot erreicht werden. Hier konnten wir jetzt Schnorcheln, Frisbee spielen oder einfach nur relaxen. Nach zwei Stunden ging es zurück auf den Katamaran und es gab einen leckeren Snack. Langsam ging es wieder zurück Richtung San Juan Del Sur und ein Stück wurden wir sogar von Delfinen begleitet. Wir waren leider zu langsam mit der Kamera, daher gibt’s davon keinen Schnappschuss. Der Sonnenuntergang war wieder traumhaft und kurz später kamen wir im Hafen an. Die Tour bei Nica Sail and Surf kostete zwar 75 Dollar pro per Person und war mit Abstand unser teuerster Ausflug, war aber jeden Cent wert und bildete einen sehr schönen Abschluss für die Reise. Achja, und so konnten wir auch noch den Flor de Cana Rum probieren, für den Nicaragua bekannt ist.
Einmal Jesus und zurück
Unsere letzte Station sollte eigentlich Isla Ometepe werden. Die Insel mit den zwei Vulkanen Concepcion und Maderas wird von vielen empfohlen und soll ein schönes Fleckchen unberührter Natur sein. Die Isla Ometepe erreicht man allerdings nur mit Fähre und momentan ist es so windig, dass des öfteren Fähren gestrichen wurden. Also entschieden wir uns dann doch, unseren Urlaub am Strand ausklingen zu lassen. Nachdem wir die letzte Zeit auch eher Vulkane gesehen hatten und Strand schon ein Weilchen her ist, war uns das auch gar nicht so schlimm.
San Juan Del Sur ist wohl der bekannteste Strand in Nicaragua und das Örtchen ausserdem bekannt als Partystadt. Da es leicht erreichbar ist und im Ort auch nette Läden und Restaurants sein sollen, fuhren wir per Shuttle von Granada nach San Juan Del Sur. Die Stadt befindet sich in einer Bucht und der Strand ist deshalb nicht so weitläufig wie zum Beispiel in Las Penitas oder Jiquilillio. Es gibt jedoch eine Menge gemütlicher Strandbars und unser Hotel lag direkt am Meer. Am ersten Abend lernten wir gleich, dass die Preise hier überall entsprechend hoch sind.
Wir wollten zwar Strand, aber nicht Faulenzen. Daher planten wir am nächsten Morgen Jesus einen kleinen Besuch abzustatten. Der wacht hier auf einem 134 Meter hohen Hügel über dem Strand. Cristo de la Misericordia ist mit 15,5 Meter die zweithöchste Jesusstatue in Lateinamerika und von der dazugehörigen Plattform hat man einen wunderbaren Ausblick über die Bucht. Nach 45 Minuten steilen Aufstiegs und 2 Dollar Eintritt pro Person hatten wir es geschafft. Die Aussicht war grandios und in der Ferne war sogar die Küste von Costa Rica zu sehen. Der Abstieg war viel leichter und vor der heißen Mittagssonne waren wir zurück am Strand.
Übrigens wurden wir von unserem Hotel wegen eines Abrechnungsfehlers upgegradet auf ein Zimmer mit Ocean View. Wir sind noch nicht sicher, ob das wirklich zu unserem Vorteil war, weil der Partylärm hier ziemlich laut ist, aber die Sicht auf das Meer ist auf jeden Fall hübsch.
Vulkan Mombacho
Nicaragua, das Land der Vulkane. Wir kamen also fast gar nicht drum herum, einen weiteren Vulkan zu besuchen. Nicht weit von Granada befindet sich der Mombacho, den wir nach ca. 30 Minuten mit dem Auto erreichten. Vom Fuß des Vulkans fährt man dann auf einem Truck/LKW weiter Richtung Krater. Der Krater selbst befindet sich sehr oft in Wolken eingehüllt, so auch als wir oben ankamen. Es war recht frisch und tropisch feucht und der Ausblick war alles andere als beeindruckend. Doch wir hatten Glück, nachdem wir etwa eine halbe Stunde unterwegs waren, verzogen sich die Wolken teilweise und wir konnten Granada, die Isletas und den Nicaragua See sehen.
Die Wanderung um den Krater durch den Cloud Forest dauerte ungefähr eineinhalb Stunden. Wir hatten nochmal Glück und konnten ein Faultier mit seinem Nachwuchs beim Fressen beobachten. Mehr als 70 Prozent des Tages Schlafen Faultiere und man sieht meist nicht mehr als ein Fellknäuel in den Ästen.
Nachmittags hatten wir noch etwas Zeit durch Granada zu spazieren. Es war Sonntag und an diesem Tag wird in Nicaragua nicht gearbeitet. Meist wird Samstags überall mit lauter Musik bis spät in die Nacht gefeiert. Sonntags entspannen sich die Nicas mit ihren Familien. Als wir den Central Parque erreichten, hörten wir Livemusik und eine Menge Menschen standen im Kreis und hörten zu. In der Mitte wurde getanzt, was bei der Hitze sehr schweißtreibend schien. Das war ein schöner Abschluss in Granada, bevor es am nächsten Tag weitergehen sollte.
Isletas Granada
An unserem nächsten Tag in Granada bummelten wir ein wenig durch die Stadt. Vorbei an der Kathedrale gingen wir zur „Haupteinkaufsstrasse“ und drängelten uns zwischen Menschenmassen und Autos durch den Verkehr. Zum Samstag war hier eine Menge los und nach einer Weile im Getümmel waren wir froh, dass wir etwas abseits in die Seitengassen entfliehen konnten.
Eine der schönsten Kirchen in Granada ist die Iglesia de La Merced. Hier kann man für 1 Dollar auf den Glockenturm hoch und hat von dort aus eine wunderbare Aussicht auf die Kathedrale, die Stadt, den Nicaragua See und den Mombacho Vulkan.
Für den Nachmittag hatten wir eine Bootstour durch die Isletas in Granada geplant. Die Isletas sind über 300 kleine Inseln im Nicaragua See, die vor tausenden von Jahren durch eine Eruption des Mombacho Vulkans entstanden sind. Viele Inseln sind in Privatbesitz und einige sind bebaut mit Wochenendhäusern, ein paar wenige sogar mit Hotel oder Restaurant. Die meisten Inseln sind sehr klein, in der Regel befindet sich höchstens ein Haus darauf, plus die Unterkunft des „Inselhüters“, der für den Inselbesitzer nach dem Rechten schaut. Die Inseln sind dicht bewachsen und bieten Heimat für viele Vogelarten und Fledermäuse, eine beherbergt sogar Affen. Wir sahen hier tatsächlich mehr Vogelarten als in Miraflor – die Namen konnten wir uns leider nicht alle merken – und sogar die Affen zeigten sich kurz.
Masaya und Klimbim
Unsere Station für die nächsten vier Nächte ist Granada. Die drittgrößte Stadt des Landes ist durch ihre zentrale Lage touristisch am weitesten entwickelt. Ausgehend von der Kathedrale gibt es eine Fußgängerzone, wo sich Restaurants und Touranbieter abwechseln – nicht so unser Ding. Glücklicherweise findet man aber auch ein paar schöne Ecken und wirklich viele Restaurants.
Für die nächsten Tage haben wir ein paar Abstecher in die Umgebung von Granada geplant. Das erste Ziel war der Vulkan und die gleichnamige Stadt Masaya. Der Vulkan ist nach dem Cerro Negro der zweit aktivste Vulkan des Landes und davon konnten wir uns direkt überzeugen. Nachdem wir uns zuerst ein Museum angeschaut hatten, wollten wir am Krater entlang wandern. Leider war der Kraterweg gesperrt, da es tags zuvor ein kleines Erdbeben in der Region gab und die Messgeräte am Vulkan Alarm schlugen. Es war lediglich gestattet, sich für 15 Minuten an einem Aussichtspunkt am Kraterrand aufzuhalten. Uns erschloss sich die Logik nicht ganz, da die Gefahr in der Zeit die selbe ist, aber vermutlich sollten sich einfach nicht so viele Leute hier oben aufhalten. So gab es eben keine Wanderung, aber vom Aussichtspunkt konnte man sich auch ein gutes Bild von dem Vulkan machen. Es grummelte und dampfte aus dem Krater.
Nach dem Vulkan fuhren wir in das kleine Städtchen Masaya. Zu Andreas‘ Bedauern war der hiesige Artisan Market nicht wegen Erdbebengefahr gesperrt und er durfte sich den ganzen Klimbim mit anschauen. Andrea war zunächst in ihrem Element, viele kleine Souvenirs und auch ein paar handwerkliche Produkte wurden hier angeboten. So richtig fündig wurde sie bis auf eine kleine Holzschildkröte aber nicht, irgendwie war doch das meiste Krimskrams.
Wir machten Stopp im kleinem Ort Catarina, der für seine Gärtnereien und Handwerk bekannt ist, allerdings nicht zum Shopping, sondern für einen schönen Blick über den Masaya See. Anschließend fuhren wir weiter nach San Juan de Oriente. Dort besuchten wir eine Töpferschule, in der erklärt wurde, wie aus Lehm und Wasser die hübschen Töpfersachen hergestellt werden. Der Besuch war nett gemacht und man musste auch nix kaufen.
Am Ende des Tages gab es in Granada noch eine Premiere. Genau fünf Regentropfen schafften es vom Himmel zu uns herunter ohne davor zu verdunsten. Von uns aus kann es dabei bleiben 🙂
Nachtrag: Ein Tag nach unseren Besuch in Masaya, spuckte der Vulkan tatsächlich ein paar Gesteinsbrocken aus dem Krater.
Miraflor – Naturparadies und Farmerland
Manchmal heisst Urlaub auch halb 5 Uhr morgens aufstehen. Heute packten wir unseren Wanderrucksack und fuhren mit dem ersten Bus um 5:45 Uhr von Esteli in das Naturreservat Miraflor. Die Gegend ist ein Naturschutzgebiet, wird aber zu 50 Prozent für Landwirtschaft genutzt. Auf drei verschieden Klimazonen zwischen 800 und 1400 Metern werden allerhand unterschiedliche Kulturpflanzen wie zum Beispiel Tabak, Kaffee, Bananen und Mais angebaut. Außerdem bietet Miraflor eine Heimat für 200 Orchideen- und über 300 Vogelarten. Gegen 7 Uhr erreichten wir mit dem Bus La Pita, das in der mittleren Zone liegt und wo wir zuerst ein ordentlich Frühstück bekamen – natürlich Gallo Pinto.
Unser Guide Wilder traf etwas später mit seinem Pferd ein. Von der Farm seiner Eltern war es ein Ritt von 1,5 Stunden und heute wollte er mit uns ein Stück durch Miraflor wandern und uns seine Heimat zeigen. Um 8 Uhr brachen wir auf. Da er selbst auf der Farm seiner Eltern arbeitet, erfuhren wir eine Menge vom Leben der Farmer. Das Land wurde nach der Revolution aufgeteilt und den ansässigen Farmern übertragen, die in erster Linie Selbstversorger sind, oder auch kleine Mengen Lebensmittel verkaufen. Wir konnten vor allem die Flora bestaunen, die Fauna hielt sich eher versteckt (da müsste man zu Sonnenaufgang hier sein). Aber wir sahen zumindest viele Ameisen, eine Schlange, einige Adler und einen Kolibri!
Fünf Stunden später kamen wir wieder in La Pita an und es gab wieder Gallo Pinto, diesmal mit Hühnchen. Danach verabschiedeten wir uns von Wilder und fuhren mit dem Chickenbus wieder nach Esteli zurück. Unser Fazit: Ein Ausflug nach Miraflor lohnt sich auf jeden Fall.
Alle Ausflüge in Esteli hatten wir übrigens über die Nonprofit-Organistation TreeHuggers gebucht, die super nett sind und Projekte in der Gegend unterstützen, wie zum Beispiel den Büchereibus für Kinder – absolut empfehlenswert!
Kunst und Zigarren
Nach vier schönen Tagen in Monty’s Beach Lodge ging es weiter nach Esteli in die Berge. Um uns mehrmaliges Umsteigen und gut einen halben Tag Zeit zu ersparen, ließen wir uns von Jiquilillo nach Leon bringen und nahmen dort den Expressbus nach Esteli. Expressbusse halten (tatsächlich) weniger oft und sind etwas teurer, dieser hier kostete 3 Dollar pro Person. In den Bergen war es von den Temperaturen her sehr angenehm; während wir bisher immer 30-37 Grad hatten, ist es hier mit 27 Grad wirklich gut auszuhalten.
Esteli ist unten anderem für seine Bilder (meist an Mauern) bekannt, die sehr viel über Geschichte, Kultur und das soziale Leben in der Stadt erzählen. Wir buchten eine Tour mit einem local guide. Juan führte uns vormittags zwei Stunden durch die ganze Stadt führte und zeigt uns viele dieser Bilder. Eine sehr interessante und kurzweilige Art, die Stadt kennenzulernen! Die Bilder erzählten unter anderem von dem Leben vor der Revolution, dem Kampf, der Gleichberechtigung der Frauen, Bildung für die Kinder, Erhalt der Natur und natürlich durfte auch General Sandino nicht fehlen. Unterwegs besuchten wir auch kurz das Haus der Kultur, wo wir einem der Künstler, der hier Kunst unterrichtet, ein paar Fragen stellen konnten.
Neben Kuba zählt Nicaragua zu den größten Exportländern für Zigarren. Teilweise produzieren kubanische Firmen in Nicaragua, weil die Kosten hier viel geringer sind. Esteli ist in Nicaragua das Zentrum der Tabakindustrie, es gibt mehr als 100 Firmen allein in der Stadt und tatsächlich gehören die meisten davon Kubanern. Eine dieser Fabriken besuchten wir mit Karine, einem local Guide, am Nachmittag. Wir konnten uns den kompletten Produktionsprozess anschauen, fermentierende Tabakblätter riechen und Andrea durfte sich sogar am Rollen einer Zigarre versuchen, zumindest am äußersten Blatt. Das Ergebnis war gar nicht so schlecht und Maira, die nette Arbeiterin, die ihren Platz überlassen hatte, fand den Versuch auf jeden Fall sehr lustig.
Boogie Boards und Papageien
Einen Tag hatten wir noch Zeit, den Strand von Jiquilillo zu geniessen, bevor es am nächsten Tag wieder landeinwärts und Richtung Norden gehen sollte.
Wie jeden Morgen wurden wir durch eine seltsame Art Schreie und Geplapper geweckt, so dass wir eine Weile brauchten um zu realisieren, dass es sich um Vögel handelte. Auf dem Weg zum Frühstück haben wir die Verantwortlichen auch endlich gesehen. Zwei Papageien, die im Baum neben unserer Hütte irgendein Gespräch führten. Es klang tatsächlich wie einige spanische Worte, die wir nicht verstanden… wahrscheinlich machten sie sich über uns Touristen lustig.
Nach dem Frühstück setzte die Flut langsam wieder ein und Andrea wollte die Boogie Boards ausprobieren, die man sich hier leihen konnte. Am Tag zuvor haben wir schon einige Leute im Wasser beobachtet, die damit teilweise bis zum Strand auf dem Bauch surften. Andreas lieh sich ein Surfboard aus und wollte an seiner Surftechnik feilen.
Eineinhalb Stunden waren wir im Wasser und nutzten die Wellen zum surfen. Ein paar mal gelang es Andrea mit dem Boogie Board bis an den Strand zu gleiten, aber dann war Mittagessen angesagt und auch die Flut auf dem Höchststand, was ohnehin nicht ideal wäre.
Als wir in unsere Hütte zurückkehrten und uns gerade umzogen, bekamen wir einen riesigen Schrecken. Oben in einer Ecke saß einer der beiden Kollegen von heute morgen und schaute uns groß an. Wir sind uns nicht sicher wie der Papagei in unsere Hütte gekommen ist, da Fenster und Türe die ganze Zeit verschlossen waren. Wahrscheinlich ist er in der Lücke zwischen Wand und Dach herein gekrochen. Unsere Spanisch war anscheinend nicht gut genug für den Eindringling und er ignorierte uns ganz lässig. Wir wollten ihn auch nicht Aufscheuchen, so dass er durch die ganze Hütte flatterte und auf noch mehr als nur das unbenutzte Kopfkissen kackte. Also holten wir lieber jemand von hier, der uns durch Augenrollen zu verstehen gab, das der Papagei des öfteren unsere Hütte aufsucht. Die Dame nahm einfach einen Besen und hielt vorsichtig den Besenstil zu dem Papagei. Der hüpfte von seinem Platz auf den Besenstil und wurde damit aus dem Zimmer gebracht.
Hoffen wir, dass er das nächste Mal nicht seinen Freund mitbringt und Unsinn veranstaltet!
Kayaking durch den Mangrovenwald
Nur wenige Kilometer nördlich von Jiquilillo befindet sich das „Natural Estero Padre Ramos“ Reservat. Das Flussdelta steht unter Naturschutz und besitzt einen der größten zusammenhängenden Mangrovenwälder in Zentralamerika. Nachdem wir vormittags am Strand bis zu den Fischerhäusern von Jiquilillo entlang gelaufen sind, wollten wir uns am Nachmittag die Chance nicht entgehen lassen, mit dem Kayak durch den Mangrovenwald zu paddeln.
Gegen drei Uhr wurden wir von Monty’s Beach Lodge abgeholt und in das Naturschutzgebiet gebracht. Luigi, unser Guide vom Vortag, hatte vor einiger Zeit eigenhändig drei Kayaks aus Holz gebaut. Leider war er heute in Managua unterwegs, aber David, ein Fischer aus der Gegend, würde die Tour mit uns machen. Wir durften Luigi’s Holzkayaks benutzen und die sahen nicht nur klasse aus, sondern machten sich auch im Wasser sehr gut.
Als wir das Flussdelta überquert hatten, waren wir auch schon mitten im Mangrovenwald. David erklärte uns eine Menge zu den Pflanzen, Tieren und wie die Fischer hier früher teilweise Raubbau an der Natur betrieben, indem sie z.B. den Wald abholzten, mit Dynamit fischten oder Schildkröteneier aßen. Seitdem das Gebiet unter Naturschutz steht und die Bewohner aufgeklärter sind, wird jedoch alles daran gesetzt, die Natur zu erhalten und v.a. der Fisch- und Schildkrötenbestand hat sich laut David dadurch sehr erholt.
Die Mangrovenbäume in dieser Gegend gehören zu den roten Magroven, die mit dem schlammigsten Untergrund zurecht kommen und die verästelten Wurzeln dienen der Stabilität auf ebendiesem. Im Wald lebt allerhand Getier, das man aber eher selten zu Gesicht bekommt, darunter Krabben, Boa Constrictor, Alligatoren und Kaimane, letztere zum Glück eher weiter im Norden. Außerdem befindet sich in den Mangroven der „Kindergarten“ vieler Fischarten. Wenn man sich direkt neben den Bäumen lautlos treiben lässt, hört man viele Geräusche, z.B. ein Blopp, wenn Gas aus dem Schlamm entweicht.
Über 187 Vogelarten soll es hier geben und David will auch schon alle gesehen haben. Ganz so viele haben wir an diesem Tag nicht gesehen, eher so fünf Arten, aber es war eine schöne zweistündige Paddeltour durch das Naturschutzgebiet.