Pack die Badehose ein!

Jetzt sind wir schon ungefähr 50 Tage unterwegs und die Temperaturen liegen konstant zwischen 27°C und 35°C. Hin und wieder ist es mal leicht bedeckt aber insgesamt herrscht schönstes Sommerwetter. Trotzdem kamen unsere Badesachen bisher noch gar nicht zum Einsatz, weil bisher noch kein Strand auf unserem Weg lag. Wir fanden es war höchste Zeit dafür und machten uns auf den Weg in Richtung Meer. Im Süden von Kambodscha hat sich am Golf von Thailand um den Ort Sihanoukville das Zentrum für Strandtouristen entwickelt. Es war zunächst gar nicht so leicht, mit dem Bus aus Phnom Penh heraus zu kommen, da am Tag unserer Abfahrt Chinesisches Neujahrsfest war und die Strassen voll waren, aber gegen Nachmittag kamen wir endlich in Sihanoukville an.
An den nächsten drei Tagen schauten wir verschiedene Strände, die von Einheimischen und Touristen gleichermaßen besucht werden, an und haben ziemlich gefaulenzt. Eigentlich wollten wir absolut total faul sein, aber ein bisschen mussten wir uns doch bewegen, weil unser Guesthouse etwas ausserhalb lag und wir zum Essen, Wäsche waschen etc. ins Zentrum fahren mussten. Insgesamt sind die Strände an sich schon okay, aber kommen (laut Andreas) zum Beispiel nicht annäherungsweise an die Strände an der Ostsee (zum Beispiel in Zinkst oder Prerow) heran. Sie sind nicht sonderlich breit und die Gezeiten spielen hier auch eine Rolle. Was jedoch unschlagbar ist, ist das Wetter und die Wassertemperatur. Hier ist es in der Trockenzeit immer mindestens 30° und keine Wolke weit und breit, dafür aber eine angenehme Brise und bei ungefähr 27° Wassertemperatur traut sich sogar Andreas ins Wasser. Am besten hat uns der Otres Beach gefallen, der noch nicht so überlaufen ist. Der Serendipity Beach ist touristisch voll erschlossen und leider war auch etwas zu viel Müll unterwegs. Am Independence Beach waren viele Einheimische wegen Tet unterwegs, ansonsten ist das ein eher ruhiger und entspannter Strandabschnitt, der aber erst nachmittags sichtbar wird, wenn das Wasser zurück geht.
Für den ersten Strandaufenthalt auf unserer Reise waren die Tage hier ganz gut, aber wir glauben da ist noch Platz nach oben und wir werden bald wieder am Strand liegen…

Chibodia – Friends for Children

Bevor wir uns ein paar Tage an den Strand legen wollen, haben wir in Phnom Penh noch ein Termin mit Anne von der Organisation Chibodia ausgemacht. Um acht Uhr brachte uns ein Tuk Tuk Fahrer in die Nähe des Russian Market, wo eines der Kinderheime und der Sitz der Organisation ist. Die Organisation hilft verarmten Kindern in Kambodscha und hat hier mittlerweile einige Projekte ins Leben gerufen; neben zwei Kinderheimen haben sie u.a. drei Gesundheitsstationen, ein Studentenwohnheim und ein Wasserversorgungsnetz aufgebaut.

Wir hatten bei Chibodia angefragt, ob sie eine kurzzeitige Unterstützung bräuchten, aber unter vier Monaten lohnt es sich leider nicht; dafür durften wir auf einen Besuch vorbeikommen. Wir brachten den Kindern ein paar Fußbälle mit, was sehr gut ankam. Dann fuhren wir mit einem Mitarbeiter in eine kleine Gesundheitsstation, die Teil des Projekts Motomedix ist. Hier wird den Ärmsten eine medizinische Behandlung ermöglicht und kostenlos Medikamente zur Verfügung gestellt. Die „Klinik“ liegt nahe der neuen Mülldeponie, wo viele Menschen, v.a. Kinder, im Abfall nach verwertbarem suchen. Ein paar mal in der Woche hat die Station geöffnet und wird von den Einheimischen gut besucht. Behandelt werden sie von einem Medizinstudenten und einer Helferin. Normalerweise sei noch eine weitere Mitarbeiterin dabei für die „registration“, aber die war nicht da. Jetzt in der Trockenzeit geht es, erklärte uns der Mitarbeiter, aber in der Regenzeit dringt der Gestank der Deponie bis zur Siedlung herüber. Wir fragten, was am meisten behandelt wird. Das sind Atemwegs- und Magen-Darm-Erkrankungen sowie Bluthochdruck. Es ist schon erstaunlich, die Deponie, die Siedlung und die „Klinik“ liegen nur ein Stück weiter an der Hauptstraße, die von Phnom Penh zu den Killing Fields geht und täglich fahren bestimmt hunderte Touristen da raus – wie auch wir vor ein paar Tagen…
Danach fuhren wir zurück zum Kinderheim, in dem 30 Kinder betreut werden. Es ist eine wunderbare, bunte und gemütliche Einrichtung. Wir haben das Gefühl, dass den Kindern hier wirklich Gutes getan wird und die Mitarbeiter hier sehr engagiert sind. Die Fußbälle waren immer noch im Einsatz und das blieb auch so bis es Mittagessen gab und die Kinder anschließend zum Unterricht mussten. Sie gehen hier ganz normal auf die öffentliche Schule, erhalten jedoch noch zusätzlich Unterricht (v.a. in Khmer, Englisch, Mathe) im Heim. Wir haben Gelegenheit, noch ein bisschen mit Anne zu reden, bevor wir uns verabschieden und herzlich bedanken. Auf die Frage, was das Heim gerade bräuchte, sagte Anne, dass die laufenden Kosten wie die für Lebensmittel den größten Anteil ausmachen, dass man aber auch gerne für bestimmte Dinge spenden kann wie z.B. einen Ausflug für die Kinder oder einen Besuch auf dem Markt, wo sie sich selbst was zum Anziehen aussuchen dürfen. Wir entscheiden uns, den Verwendungszweck Chibodia zu überlassen, weil wir sicher sind, dass es bei den Kindern ankommt.
Viele Menschen leben hier in Armut und diese Projekte sind ein kleiner Lichtblick. Wir ziehen den Hut vor den Leuten, die sich hier so sehr einsetzen und wirklich großartige Dinge leisten. Falls Ihr mehr über Chibodia erfahren wollt, findet Ihr einen Link rechts unten auf dieser Seite.
Wir hatten übrigens auch gelesen, dass es viele kambodschanische Waisenhäuser gibt, die Touristen empfangen. Dort werden allerdings die Kinder oft zur Schau gestellt und gehen z.B. nur unregelmäßig zur Schule. Wir hatten daher beschlossen, kein Waisenhaus zu besuchen.

Quad Adventure

Einen dritten Tag Tempel konnte Andreas nicht mehr aushalten, also musste etwas anderes her. Im Internet war bei den Aktivitäten in Siem Reap das Unternehmen Quad Adventures Cambodia sehr gut bewertet. Es bietet Quad Touren in der näheren Umgebung an und jeder, der das ausprobiert hatte, war davon begeistert. Da Andrea so etwas schon immer mal probieren wollte, dachten wir, dass das eine gute Alternative wäre. Wir buchten also eine zweieinhalbstündige Fahrt auf den Quads. Morgens um 7 Uhr wurden wir an unserem Hotel abgeholt. In einem kleinen Hof standen ungefähr 20 Quads und wir bekamen zuerst die Theorie erklärt. Danach setzte sich jeder von uns auf ein Quad und ein Guide setzte sich auf den Rücksitz. Zusammen fuhr man fünf Minuten über ein Feld, um zu sehen, ob wir die Fahrzeuge beherrschen. Es ist denkbar einfach! Man hat vier Räder, kippt also nicht so schnell um, man einen Gashebel und braucht nicht schalten und man hat eine Bremse! Ohne Probleme meisterten wir unsere Fahrprüfung und waren quad-tauglich. Wir unterschrieben den Vertrag, bekamen einen Mundschutz gegen den Staub und natürlich einen Helm. Ein Guide fuhr auf einem Motorrad vorne weg und wir beiden alleine auf je einem Quad hinterher.
Es war ein großartiges Erlebnis. Zu einem macht das Fahren auf unebenen Gelände mit diesen Dingern unheimlich Spaß. Außerdem führte uns die Tour über viele kleine Dörfer und durch eine wunderschöne Landschaft. Da Andreas als letzter fuhr, wurde er von Andrea ganz schön eingestaubt. Aber auch Andrea war nach der Tour von oben bis unten grau gefärbt. Auch wenn die Tour mit 58 Dollar pro Person alles andere als billig war (unser teuerster Tag bisher), können wir sie trotzdem wärmstens empfehlen.

Und es hat Bumm gemacht

Ich weiß nicht, ob wir es schon erwähnt haben, aber der Verkehr ist in Asien einfach das reinste Chaos. Es gibt keine Regeln und alles fährt irgendwie kreuz und quer durcheinander. Man wundert sich nur ständig, dass nicht alle 60 Sekunden etwas passiert. Letztendlich passiert auf Asiens Strassen auch genug und wir glauben, dass jeder, der etwas länger in Asien unterwegs ist auch mal einen kleinen Zwischenfall im Strassenverkehr hat.
Wir waren gerade auf dem Rückweg von Angkor Wat nach Siem Reap. Unser Tuk Tuk war ziemlich neu und sah toll aus. In Kambodscha sind Tuk Tuks etwas anders als in Laos oder in Thailand. Hier sind es kleine Motorräder mit 125 ccm, die auf dem Hintersitz eine kleine Stahlkonstruktion haben, an der eine Anhängevorrichtung befestigt ist. Daran hängt dann der Wagen für die Passagiere. Mehr als 30 oder 35 km/h erreicht man gar nicht und das Moped ist mit dem Anhänger am Limit. Als wir kurz vor der Innenstadt mal wieder kreuz und quer über eine Kreuzung fuhren, „schoss“ (mit den gesagten 30) ein anderes Tuk Tuk hinter einem Bus heraus – wie immer ohne zu schauen, ob was kommt. Wir sahen gleich, dass das nicht funktioniert und unser Fahrer schätzungsweise auch. Er versuchte noch zu bremsen, rutschte mit dem Vorderrad zur Seite weg und in das andere Tuk Tuk rein. Dabei fiel unseren Anhänger mit um und wir landeten quer auf der Mitte der Kreuzung. Andreas hüpfte direkt auf seine Füsse und stand da als ob er gerade ausgestiegen war. Andrea rutschte etwas von der Bank, konnte sich aber auch abfangen. Der Fahrer lag mit dem Bein unter seinem Moped, stand aber schnell auf und hatte nur einen ordentlichen Schreck. Uns Dreien war absolut nichts passiert! Wir richteten den Anhänger und das Motorrad auf, sammelten unseren Rucksack ein und schauten um uns. Dem anderen Tuk Tuk ist nichts weiter passiert und es ist einfach weiter gefahren ohne anzuhalten. In Europa nennt sich so etwas Fahrerflucht, hier nennt sich das Pech gehabt und Tschüss. Das scheint ganz normal so, weil unser Fahrer rechnete nicht damit, dass es anhalten würde. Es interessierte auch sonst niemanden, dass da jemand auf der Kreuzung lag und der Verkehr fuhr einfach rechts und links an uns vorbei, teilweise wurden wir noch fleißig an gehupt. Wir schafften das Tuk Tuk an den Strassenrand und sahen, dass die Aufhängung für den Anhänger ziemlich verbogen war und das Motorrad selbst ein paar Schrammen und lose Teile hatte. Jetzt kamen ein paar andere Fahrer und fragten, was passiert sei. Der Fahrer war irgendwie immer noch ein bisschen durch den Wind. Wir versuchten ihn zu beruhigen und sagten, dass er sich erst mal um sich und dann um sein Tuk Tuk kümmern soll. Nach ein paar Minuten war’s schon besser, wir gaben ihm ein gutes Trinkgeld und fuhren mit einem seiner Kollegen weiter Richtung Innenstadt. Abends trafen wir ihn an seinem Stammplatz um die Ecke unseres Guesthouses; da war er schon wieder gut gelaunt und das Tuk Tuk auch schon wieder repariert. Also alles gut gegangen!
P.S.: Liebe Eltern, Ihr braucht Euch keine Sorgen machen, wir passen weiterhin auf und in Vietnam gibt’s keine Tuk Tuks. 😉

Angkor Wat

Wenn man in Kambodscha ist, kommt man an Angkor Wat nicht vorbei – aus gutem Grund gehört es zum Weltkulturerbe. Von Phnom Penh fuhren wir daher mit einem Bus sieben Stunden bis Siem Reap. (Die Busgeschichte ersparen wir Euch diesmal.) Nachdem wir ein ganz nettes Hotel gefunden hatten, gingen wir abends zum Old Market, dem Zentrum der Stadt – für Andreas wieder mal ein Markt, auf dem man jede Menge Nützliches und noch viel mehr Unnützes erstehen kann. Direkt neben dem Old Market befindet sich die Pub Street, in der ein Restaurant auf das nächste folgt. Die Restaurants sind zwar etwas teurer, aber das Essen war wirklich sehr lecker.
Die kommenden beiden Tagen waren wir also im Angkor Gebiet unterwegs. Am ersten Tag machten wir die kleine Runde und besichtigten die Tempel im inneren Bereich. Wir starteten am bekannten Angkor Wat zum Sonnenaufgang. Uns wurde aber sofort klar, dass hier so viele Touristen unterwegs sind, dass einem der Spaß manchmal vergehen wird. Hunderte Menschen warteten gegen 5:45 Uhr schon als wir ankamen. So machten wir uns schon bald auf den Weg, den Tempel von innen zu besichtigen, bevor alle losrennen. In den nächsten Stunden besichtigten wir einen Tempel nach dem anderen und es ist wirklich beeindruckend, was hier früher alles gestanden haben muss. Viele Reliefs an den Wänden sind noch sehr gut erhalten und man staunt immer wieder, wie so etwas damals erbaut wurde. Unter anderem sahen wir den Tempel, der in einem Lara Croft Film als Drehort gedient hatte und seither den Spitznamen Tomb Raider Tempel trägt. Am Ende des ersten Tags genehmigten wir uns einen Kaffee und ein hervorragendes Eis im „Blue Pumpkin“, einer Eisbar im Zentrum von Siem Reap.
Am zweiten Tag starteten wir gegen sieben Uhr zur großen Runde und besichtigten WIEDER Tempel. Andrea könnte hier bestimmt eine Woche verbringen und hat sehr viel Freude an diesen alten Gebäuden. Bei Andreas sahen spätestens am zweiten Tag alle Tempel gleich aus und er konnte den Steinen nicht mehr viel abgewinnen.

S21 und Killing Field

Der zweite Tag in Phnom Penh stand ganz im Zeichen der Roten Khmer. Es war Zeit, sich mit dieser dunklen Epoche des Landes auseinanderzusetzen. Wir suchten uns einen TukTuk Fahrer, der uns zuerst zum Tuol Sleng Museum oder besser bekannt als S21 bringen sollte. Dort teilten wir uns mit einem Schweizer und später auch noch weiteren Besuchern einen Guide, der uns durch die Anlage führte und einiges zu der Geschichte erzählte. Die Gebäude, welche früher eine Schule waren, wurden zu Zeiten Pol Pots als Gefängnis benutzt. Hier wurden zwischen 1975 und 1978 Menschen aufs Schrecklichste gefoltert und gequält und später auf dem Choeung Ek Killing Field hingerichtet. Über 17000 Leute fanden hier den Tod und gerade sieben überlebten den Aufenthalt in diesem Gefängnis. Auf dem Gelände sind die Gefängniszellen und Folterkammern immer noch wie vor 35 Jahren erhalten und an den Wänden hängen hunderte von Bildern der Gefangenen vor und teilweise nach ihrer schlimmen Behandlung. Die Hintergrundberichte des Guides ließen uns einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Nach der Besichtigung trafen wir noch kurz einen der Überlebenden bevor wir weiter Richtung Killing Field fuhren. Der Schweizer und eine Amerikanerin hatten sich uns angeschlossen und gegen mittag kamen wir dort an. Es finden sich Killing Fields über das ganze Land verstreut, aber in diesem nahe Phnom Penh wurden besonders viele und grausame Funde gemacht. Nachdem die Gefangen tage- bis monatelang im S21 gefoltert wurden, fuhr man sie hierher und erschlug sie mit verschiedensten Gegenständen, um Munition zu sparen. Danach warf man sie in Massengräber. Noch heute kommen immer wieder Knochenteile und Kleidungsstücke an die Oberfläche, v.a. während der Regenzeit – ein wirklich grausiger Ort. Man kann sich kaum vorstellen, was damals den Menschen angetan wurde. Während der Schreckensherrschaft der Roten Khmer verloren drei Millionen Menschen ihr Leben durch Hunger und Massenmord. Ein sehr guter Audioguide gab uns viele Informationen zu diesem Ort und die Besucher folgten alle still und nachdenklich dem Pfad durch das Gelände. Viele der Totenschädel lagern heute in einer Gedenkstupa in der Mitte des Geländes.
Am Abend organisierten wir mit dem Schweizer und der Amerikanerin noch einen kurzen Bootstrip, um alles in Ruhe sacken zu lassen.

Abschied vom König Sihanouk

Als wir das Zentrum von Phnom Penh erreichten fielen uns erst mal Absperrungen auf, die gerade aufgebaut wurden. Unser TukTuk-Fahrer erklärte uns, das der ehemalige König am 15. Oktober verstorben sei und in den nächsten Tagen beigesetzt bzw. verbrannt wird. Bis zu einer Million Pilger würden erwartet (der Königsvater war populär) und die nächsten Tage seien die Strassen der Innenstadt abgeriegelt aufgrund der dreitätigen Zeremonie. Unser Hotel lag nur ungefähr 400 Meter vom Königspalast entfernt und wir waren mitten in der Sperrzone und waren gespannt ob das gut oder schlecht war.

Da auch das National Museum am nächsten Tag geschlossen hatten, besuchten wir es noch nachmittags. An sich ist das Museum ein nettes Gebäude und wer sich für die Geschichte der Khmer interessiert und ein paar Relikte von Angkor sehen möchte, der ist hier auch richtig. Mit fünf Dollar pro Person jedoch nicht gerade ein Schnäppchen.
Am nächsten Tag saßen wir dann gegen 8.30 Uhr beim Frühstück vor dem Hotel und überlegten gerade was wir so anstellen wollten, als wir mitkriegten, dass eine Prozession stattfand. Wenn man zu solch einem Ereignis in der Stadt ist sollte man sich das auch anschauen, beschlossen wir. Wir brauchten nur 200 m gehen bis wir eine Strasse erreichten, an der der komplette Zug durch kommen sollte. Die Einheimischen verehrten ihren alten König, der vor 8 Jahren die Macht an seinen Sohn übergeben hatte. Er wurde zur Zeit der Franzosen als 19jähriger gekrönt, wurde später Staatsoberhaupt und unterstützte anfangs die Roten Khmer. Als er ins Exil ging, wurde er von ihnen zum Tode verurteilt und nur durch das Einschreiten der Chinesen vor der Hinrichtung bewahrt. 1991 versöhnte er sich mit dem heutigen Regierungschef, kam zwei Jahre später zurück nach Kambodscha und nahm den Thron wieder ein. Für die Bevölkerung war er ein Symbol der Versöhnung geworden. Bei der heutigen Prozession trugen alle dunkle Hosen und weiße Hemden und versammelten sich zu tausenden an den Strassen. Viele hatten Bilder des Königsvater oder Blumen dabei und trugen Anstecker mit seinem Bild. An jeder Ecke gab es Wasser, Obst und Popkorn zu kaufen. Es war schon wieder brütend heiß als der Trauerzug endlich bei uns vorbei kam. Am Anfang marschierten Polizei, Militär, Jugendvereine, Musikvereine (zumindest deuteten wir das so) in den verschiedensten Uniformen. Dann folgten mehrere geschmückte Wagen bevor auf einem Wagen der Sarg vorbei kam. Direkt dahinter saß die Königsfamilie in einem Wagen. Alle wollten einen Blick auf die Familie werfen, gleichzeitig riefen Ordner auf, sich hinzuknien oder -setzen, und es war teilweise recht hektisch. Als der Umzug vorbei war, gingen wir einfach den Massen nach, welche uns Richtung Königspalast brachten. Hier schauten wir uns noch den festlich geschmückten Platz an, bis es uns langsam zu heiß wurde und wir ins Hotel zurückkehrten. Es war teilweise gar nicht einfach an den Absperrungen vorbei zu kommen (je nach Laune des Polizisten war unser Eindruck) und wir mussten öfters erklären, dass unser Hotel hier sei.
Gegen Nachmittag machten wir noch einen Spaziergang zum Wat Phnom auf dem einzigen „Hügel“ der Stadt. Zurück schlenderten wir an der Riverfront entlang, wo der Tonle River auf den Mekong trifft. Überraschenderweise trafen wir hier auch den Holländer, mit dem wir die Trekkingtour in Luang Prabang gemacht hatten. Allgemein sieht man viele Gesichter doch immer wieder…

Im Minibus nach Phnom Penh

Von Kratie nach Phnom Penh entschieden wir uns diesmal für den Minibus. Dieser würde statt sieben Stunden nur vier brauchen und war auch noch einen Dollar preiswerter (acht Dollar pro Person). Doch schon am Abend zuvor kamen gewisse Zweifel bei uns auf. Beim Buchen fragten wir dreimal, ob jeder auch wirklich einen Sitz hat, was bejaht wurde. Aber warum wies sie uns trotzdem daraufhin, dass vier Leute in einer Reihe sitzen?
Später in einem Restaurant, welches auch Tickets anbot, stand ein kleiner Vermerk, dass man wenn man zu dritt auf den drei Sitzen einer Reihe Platz nehmen möchte, man noch für eine Person extra zahlen muss. Aha – drei Sitze und vier Leute! Die Überlegung mit dem Extrasitz wurde uns aber schnell abgenommen, weil der Bus schon ausgebucht bzw. voll war.
Am nächsten Tag sassen wir pünktlich um sieben Uhr vor dem Hotel und warteten auf unsere Mitfahrgelegenheit. Ein anderer Minibus Richtung Laos war schon da und da das Gepäck nicht auch noch im Fahrzeug Platz hatte wurde es irgendwie abenteuerlich aussen befestigt. Hm, nicht nur eng für uns also auch noch gefährlich fürs Gepäck?
Dann kam unser Bus, der schon recht gut mit Einheimischen gefüllt war. Diese schienen ohne Gepäck zu reisen und so passten unsere Rucksäcke zum Glück ins Auto. Tatsächlich war es auch so, dass in einer Reihe mit drei Sitzen vier Leute saßen – dachten wir zumindest noch als wir einstiegen. Aber wir sollten nicht die letzten sein, die hier mitfahren wollten. Wir fuhren weitere 40 Minuten umher und es stiegen weitere Leute zu und wieder aus… wir drehten um und sammelten noch Gepäck, Pakete, Felgen und weitere Leute ein… die typische Art und Weise halt – chaotisch!
Aber irgendwann schien es tatsächlich Richtung Phnom Penh zu gehen. Wie war nun die Sitzverteilung? Also hinten gab es vier Sitzreihen mit je drei Sitzen. In jeder Reihe saßen tatsächlich nur vier Erwachsene, was bei der Körpergröße der Asiaten gerade noch funktioniert. Wir sassen in der letzten Reihe (drei Europäer, ein Asiat) und mussten uns abwechselnd mit unseren Schultern nach vorne und hinten sortieren. Über Fußfreiheit brauchen wir gar nicht weiter reden, da es diese auch nicht gab; wir hatten die kleinen Rucksäcke auf dem Schoss und die großen ragten vom Kofferraum bis unter unseren Sitz hervor. Neben den erwähnten vier Erwachsenen tummelten sich noch weitere drei oder vier Kinder und ein Baby in den Reihen. Im Fahrerbereich gab es einen Fahrer- und einen Beifahrersitz. Auf dem Beifahrersitz saß ein Herr, der wiederum ein weiteres älteres Kind auf dem Schoss hatte. Als wir dachten, jetzt geht wirklich keiner mehr rein, lehrte uns der Fahrer eines Besseren. Eine Dame stieg hinten zu und dafür wechselte ein Herr nach vorne, so dass sie jetzt zu zweit auf dem Fahrersitz sassen. Der Fahrer hatte etwas Schwierigkeiten ans Lenkrad zum kommen und wie das im Fussraum bei Gas und Bremse aussah, darüber wollten wir gar nicht weiter nachdenken. Trotzdem war er der schnellste auf der Strasse und schlängelte sich mit einer sportlichen Geschwindigkeit um die Schlaglöcher und durch den Verkehr.
Nach zwei Dritteln der Strecke stiegen dann zwei Leute und der „doppelte“ Fahrer aus, wir hatten kurzfristig sogar unsere Reihe zu dritt. Damit’s aber nicht zu gemütlich wurde, dröhnte plötzlich laut Musik aus den Lautsprechern. Wir machten einen Satz, weil die waren direkt links und rechts der letzten Reihe angebracht. Nach wildem Gestikulieren (der schon seit der Abfahrt missgelaunten dritten Ausländerin) und dem vergeblichen Versuch, die Musik mit dem Mp3-Player zu übertönen, hatten sie Mitleid und schalteten sie sie wieder ab; dafür sollten wir aber wieder etwas zusammenrücken und eines der größeren Kinder durfte zu uns hinter sitzen. Der Rest der Fahrt verlief dann ganz entspannt bis wir gegen 12.30 Uhr das Zentrum von Phnom Penh erreichten und alle Sardinen die Dose verließen.

Willkommen in Kambodscha

Es wurde Zeit sich von Laos zu verabschieden. Ein sehr schönes Land, welches wir auch wieder besuchen würden. Wir buchten eine Busfahrt nach Kratie in Kambodscha. Einige fuhren direkt weiter nach Phnom Penh oder Siem Riep, aber nach einigen Recherchen im Internet und unserer bisherigen Erfahrung mit der (Un)Pünktlichkeit entschieden wir uns für den Zwischenstopp, um nicht erst in der Nacht irgendwo anzukommen. Nachdem wir von unseren schönen Insel mit dem Boot übergesetzt sind, bot sich gleich ein Visa Service für unseren Bus an. Offiziell kostet das Visum 20 Dollar, aber es ist bekannt, dass die an der Grenze hart arbeitenden Beamten meistens eine kleine Anerkennung begrüßen. Der Visa Service verlangte 30 Dollar und wollte sich dafür um alles kümmern und dafür sorgen, dass man wieder pünktlich im Bus sitzen. Das Ding mit dem pünktlich im Bus sitzen überzeugte uns und die meisten anderen und wir nahmen diesen Service in Anspruch. Nur vereinzelt gab es Mutige, die sparen wollten.
An der Grenze angekommen, durften die privilegierten Visa Service-Kunden einfach über die Grenze gehen und im Schatten Platz nehmen. Jeder musste sich jedoch auf der kambodschanischen Seite noch einem intensiven Gesundheitstest unterziehen. Naja, nicht ganz: für eine Millisekunde wurde den Ankömmlingen ein Gerät an dem Hals gehalten, was messgenau bestätigte, dass jeder von uns genau 35,8 Grad Körpertemperatur hatte. Kern gesund und munter saßen wir jetzt immerhin im Schatten, während die wenigen mutigen Aufsässigen in der Sonne mit den Behörden zu tun hatten. Die Zeit war letztendlich gar kein Problem, da die Beschaffung der Visa für den ganzen Bus dann doch zwei Stunden dauerte.
Gespannt erkundigten sich natürlich alle, wie es so ohne Visa Service funktioniert hatte und wie teuer es war. Zuerst mussten die Aufsässigen zwei Dollar in Laos zahlen um überhaupt ausreisen zu dürfen. Dann wurde auch bei Ihnen festgestellt, dass sie eine Körpertemperatur von 35,8 Grad haben und für diese Information einen Dollar zu zahlen hatten. In Kambodscha ist es gerade sehr warm und anstrengend zu arbeiten. Die Arbeit für den Stempel im Reisepass kostete in Kambodscha heute 25 Dollar. Unterm Strich haben die Aufsässigen 28 Dollar gezahlt und immerhin 2 Dollar gespart. Wir waren trotzdem froh die zwei Stunden entspannt im Schatten verbracht zu haben und konnten jetzt endlich aufbrechen.
Gegen 16.30 Uhr erreichten wir Kratie mit zweistündiger Verspätung und die Leute auf dem Weg nach Siem Riep ahnten schon, dass es wohl eher nach 0 Uhr werden wird bis sie am Ziel sind.
In Kratie bezogen wir unser bisher billigstes Zimmer für 4 Dollar die Nacht, mussten uns aber ein Bad mit zwei weiteren Zimmern teilen. Für den Preis und für eine Nacht ok! Wir buchten gleich die Weiterfahrt nach Phnom Penh für den nächsten morgen in einem Minibus und verbrachten den Rest des Abends bei der Happy Hour im Hotel Restaurant (Angkor Bier zum halben Preis!).
Unser Fazit: nächstes Mal würden wir von Don Khon bis Phnom Penh fahren und Kratie auslassen, auch wenn man bestimmt spät ankommt.